
Konsequent und geradlinig
Wenn Lorenz-Günther Köstner anfeuert, schimpft oder verbal provoziert, dann geschehe das immer nur "im Sinne der Sache" - sagt zumindest der Rot-Weiß-Coach. Foto: WAZ, Mangen
Rot-Weiß-Trainer Lorenz-Günther Köstner geht im Abstiegskampf unbeirrbar seinen Weg.
Mit einem Sieg im morgigen Heimspiel gegen 1860 München könnte das rettende Ufer angesteuert werden
FUSSBALL 2. BUNDESLIGA Lorenz-Günther Köstner ist ein Kämpfer. Die Rot-Weißen mögen die mitunter harschen Worte ihres Trainers, die dann wie ein Platzregen auf die Zuhörer niederprasseln, als unangenehm empfinden. Aber eines kann man dem 55-jährigen Fußballlehrer nicht absprechen: Er kämpft, konsequent und geradlinig, geht unbeirrbar seinen Weg.
Köstner hat den Aufsteiger, der tief im Schlammassel steckte, trotz einiger Rückschläge wieder auf Kurs gebracht. Im vermeintlich schon verloren geglaubten Abstiegskampf hat er immer wieder aufgerüttelt, hart kritisiert, sich angelegt mit etablierten Spielern und den Verantwortlichen in der Chefetage. "Immer nur im Sinne der Sache.", betont Köstner. Das war und ist manchmal unangenehm, wirkt nach außen wenig diplomatisch, zuweilen schon ein bisschen hemdsärmlig, und auch nicht immer angebracht.
Aber bitte schön: Es scheint zu helfen.
"Immer nur im Sinne der Sache", betont Köstner, wenn er mal wieder ein wenig zu heftig reagiert hat. Immer nur im Sinne des Vereins, den er vor dem erneuten Absturz in die Drittklassigkeit bewahren möchte. Zehn Punkte hat seine Elf aus den vergangenen fünf Spielen geholt und sich bis auf einen Zähler an die sichere Zone herangepirscht. Man darf vor dem Heimspiel am Sonntag gegen 1860 München (14 Uhr, Hafenstraße) wieder hoffen, ohne gleich als Traumtänzer abgestempelt zu werden.
Und Köstner hat der Mannschaft ein neues Gesicht gegeben. Sie hat neuen Schwung, hat zumeist durch Einsatz und Willen überzeugt, zuletzt aber auch spielerisch hinzugelernt. Mehrmals schon ließ er sein Team unverändert auflaufen, was auch Sicherheit verleiht Der Altersschnitt sackte um etwa fünf Jahre auf 25 ab. Das Risiko hat sich gelohnt.
Köstner hat vieles grundlegend geändert, aber nicht alles. Die von Beginn an ziemlich solide Hintermannschaft hat er kaum angetastet. Nur Routinier Michael Bemben wurde aus dem Spiel genommen, weil der den vorgezogenen Offensivpart für den ständig verletzten Holger Wehlage nicht recht auszufüllen vermochte Stefan Lorenz überzeugte auf dessen Position.
Victor-Hugo Lorenzon, der "Staubsauer" vor der Abwehr, der sich zuletzt in überragender Form und als Kopf des Teams präsentiert hat, hat zuletzt Neuzugang Barbaros Barut zur Seite gestellt bekommen. Das funktioniert und macht die Defensive kompakter. Er hat den jungen Baris Özbek im Mittelfeld gesetzt, weil der stets unermüdlich rackert, in die Zweikämpfe geht.
So wird man Stammspieler unter Köstner.
Der Youngster ist inzwischen auch U-21-Nationalspieler und von anderen Klubs umworben. Gleiches gilt für Serkan Calik. Beide haben durch ihre Laufbereitschaft und Unrast auch Tempo ins Spiel gebracht. Danko Boskovic, zur Winterpause praktisch ausgemustert, spielt abgeklärt, zweikampfstark und ballsicher wie selten zuvor.
"Wo sind denn nun die Rufe, nach Haeldermans, Paulo Sergio, Younga-Mouhani oder Löbe?", fragt Köstner erneut ein bisschen provozierend. "Aber wenn wir gegen München verlieren, werden sie wieder kommen." In der Tat hatte man diese vermeintlichen Leistungsträger zuletzt kaum vermisst. Wehlage schon, weil es auf der rechten Seite keine adäquate Alternative gibt. Auch auf die Erfahrung von Dimitrios Grammozis kann ein Abstiegskandidat nicht verzichten. Diese beiden Spieler hätte Köstner wohl auch gern wieder dabei.
Allerdings bieten sich hier und da Alternativen an. Man darf gespannt sein, wer gegen die Sechziger stürmt. Boskovic dürfte seinen Platz sicher haben, sofern er seine muskulären Probleme überwunden hat. Solomon Okoronkwo könnte nach der überzeugenden Leistung in Karlsruhe Ansprüche anmelden, aber Serkan Calik hat ja auch seine Gelbsperre abgebrummt.
30.03.2007 Von Rolf Hantel

, zum anderen aber auch, weil mir das Thema hier ein bißchen zu hoch gehandelt wurde.
:P
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