Die gefragte Autorität ...
Freitag, 11. März 2016 - Aachener Nachrichten - Stadtausgabe / Sport / Seite 23
Simon Rolfes bietet Alemannia Hilfe an
Der Ex-Nationalspieler will seinen Ex-Verein professionalisieren. Unternehmerische Lösung soll her. „Ich bin kein Pöstchenjäger.“ Von Christoph Pauli
„Der Erlöser naht“, ging mir spontan durch den Kopf, als ich „die frohe Botschaft“ in den Aachener Nachrichten las, gefolgt von einem: „schon wieder?“ Wer auch immer den Zugangscode zum Tivoli knacken will, weis, es sind maximal drei Sprüche dazu notwendig:
1. Der Verein verfügt über ein großes Potential
„Der Verein hat eine unglaubliche Fankultur, aber die Fans haben in den letzten Jahren nur noch gelitten.“
2. Es muss eine neue Kultur etabliert werden
„Das alte Modell vieler Vereine ist es, mit immer neuem Geld Löcher zu stopfen.“ Der Ex-Nationalspieler strebt eine unternehmerische Lösung an. Kosteneffizientes Management, schnelle Entscheidungswege, Ausbau der Fankultur, Entwicklung von jungen Spielern, ein attraktives Nachwuchsleistungszentrum, Nachhaltigkeit, Substanz aufbauen.
3. Der Verein braucht eine Perspektive
„Mir geht es darum, diesem Verein, der wirtschaftlich und sportlich am Boden liegt, wieder eine Perspektive zu geben.“
Alles super ...
alles völlig neu und selbstredend auch völlig anders, aber warum kommt uns das alles so verdammt bekannt vor? Wie viele „Macher“ brauchen die denn noch, es waren doch immer schon und es sind auch immer noch ganze Heerscharen an „Experten“ für den Traditionsverein mit dem gestörten Selbstverständnis unterwegs? Wer soll sich durch das bloße Benennen von nahe liegenden und selbstverständlichen Zielen beeindruckt zeigen? Wahrscheinlich ausgerechnet diejenigen, denen er zur Zeit unterstellt, sie seien selbst dazu auf gar keinen Fall in der Lage. Und es kommt noch besser: „Viele Chancen bekommt der Verein vielleicht nicht mehr“, lässt Simon Rolfes schon einmal vorsichtig durchblicken. „Frechheit siegt“, aber wahrscheinlich konzentriert sich letztendlich ohnehin alles auf die Frage: „Wer soll das bezahlen?“ – Und wir ahnen ohnehin schon wer.
Eine Frage bleibt
Warum stellt die Stadt Aachen keinen „Super-Experten“ ein, um endlich einmal eine kostendeckende Miete zu kassieren und den überschuldeten Haushalt zu entlasten? Alles nur eine Frage der Professionalisierung.
PS:
Ich hätte da noch eine Frage
Wie sieht es mit der Menschenkenntnis von Journalisten aus? Wahrscheinlich gehen die Meinungen in diesem Punkt auseinander:
Nur zur Erinnerung:
Dienstag, 15. Dezember 2009 - Aachener Nachrichten - Stadt / Sport / Seite 9
Die gefragte Autorität
Alemannia: Der Verein vollzieht einen Strategiewechsel und zieht die „Aachen-Karte“ - Von Christoph Pauli
Die Wahl Erik Meijers ist die beste Idee, auf die der Klub kommen konnte. Sie beruhigt den Verein und erhöht den Kreditrahmen bei den Fans. Mehr Zustimmung kann Alemannia nicht erhalten. Der Niederländer ist die Galionsfigur des Klubs. Seine schillernde Karriere schien doch fast zu groß für die Alemannia, als er dort vor sechs Jahren anfing. Inzwischen ist er die Allzweckwaffe. Mittelstürmer, Co-Trainer, Anleihe-Beauftragter, Marketing-Mensch – und jetzt eben Sportdirektor. Vermutlich wird seine Karriere in Aachen als Präsident und dann als Ehren-Präsident enden.
Es ist ein Glück für Alemannia, Leute mit einem solchen Charisma in den eigenen Reihen zu haben. Und es gibt auch darüber hinaus noch genügend Ex-Profis, die sich mit dem Klub identifizieren, weil sie hier eine gute Zeit hatten und helfen würden. Insofern hat der Aufsichtsrat einen klugen Strategiewechsel vorgenommen, weil er nun die „Aachen-Karte“ spielt.
Meijer hat als Manager keine Erfahrung. Er bekleidet nun einen Posten, in dem sich Fleiß auszahlt. Klubs wie Aachen müssen in unteren Ligen und beim Nachwuchs vorbeischauen. Das ist ihre Chance, sie müssen schneller sein als die Scheckbuch-Inhaber. Für Meijer ist die neue Aufgabe eine weitere große Herausforderung, um die er sich nicht beworben hat. Er wird sich auch diesmal in die Arbeit hineinknien wie früher in die Zweikämpfe.
Der Mann kann überzeugen, er ist unkonventionell, direkt, sympathisch. Er hat viele Fans und spricht die Sprache der Spieler. Es hat eine andere Wirkung auf Profis, wenn Erik Meijer die Kabine betritt als zum Beispiel Andreas Bornemann, der es auf sechs Bundesliga-Spiele brachte. Meijer ist eine Autorität, die dem Verein guttun wird. Er ist gradlinig, wird sich von niemanden in seinem Bereich hineinreden lassen, aber er ist bekennender Teamplayer.
Seit langem war das gestern wieder einmal ein richtig guter Tag für den Verein.