Der Star sind die Fans …
Personenkult in einer 4.Liga ist naturgemäß eher unwahrscheinlich. Ohnehin rühmen sich – so meine Wahrnehmung – Fußballvereine gerne damit, nicht einzelne Spieler sondern das gesamte Team in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen zu stellen. „Der Star ist die Mannschaft“ lautet der entsprechende Slogan. Aber gilt dieser tiefsinnige Sinnspruch wirklich für alle Fußballvereine? – Scheinbar nicht, verfolge ich die Beiträge ihrer Anhänger in lokalen Internetforen, gilt diese wertvolle Erkenntnis nicht für die Alemannia:
„Öcher Fankultur“:
Es ist wie immer, am liebsten werden selbstverständlich zu Saisonbeginn „die ganz großen Träume“ geträumt. Wenn sich dann stattdessen – früher oder später – der Alltag einstellt, ist die Ernüchterung gleichermaßen groß wie trostlos:
Phase 1: Einzelne Spieler und/oder das Spielsystem werden kritisiert.
Phase 2: Der Trainer wird zuerst in Frage gestellt, bevor unmittelbar darauf sein endgültiger Rauswurf gefordert wird.
Phase 3: Die Vereinsführung, samt allen anhängenden Gremien, wird als „ohnehin immer schon völlig unfähig“ erkannt.
Bei so viel diagnostizierter Unfähigkeit stellt sich neutralen Beobachtern zwangsläufig die Frage, wen oder was wollen die „von sich selbst besoffenen“ Fans eigentlich noch anfeuern? Sich selbst? Jahrelang habe ich mich gefragt, warum sind so viele von ihnen ihrer Alemannia, trotz tausendfacher Widrigkeiten und Enttäuschungen, über so viele Jahre treu geblieben? Seit dem skandalösen Stadionneubau schaue ich genauer hin und mittlerweile wurde mir klar, dass die „eisernen Fans“ lediglich dem Fußballsport und ihrer Fan-Gemeinschaft an sich verbunden sind. Den Verein, also Mannschaft, Trainer und Offizielle, schicken sie, „ohne auch nur mit der Wimper zu zucken“, gegebenenfalls hemmungslos in die Wüste.
Aber all´ die fachkundigen Fans kennen nicht nur Hunderte von Problemen, sie kennen auch die denkbar einfachste Lösung für alle ihre Sorgen: Geld, – besser noch: viel Geld, – oder am liebsten: ständig immer weiteres neues Geld.
Dummerweise wurden allerdings alle tragfähigen Sponsoren, sprich diejenigen, die nennenswerte Beträge lieferten, in den letzten Jahren dauerhaft vergrault. Nicht nur durch den sportlichen Niedergang, sondern und insbesondere auch durch die „ganz speziellen“ Fangruppierungen und die damit verbundenen, nicht enden wollenden Begleiterscheinungen. Hinzu kommt noch, dass man mittlerweile in einer „Amateurliga“ spielt, eine Begrifflichkeit, die sich mir angesichts der immer noch anhaltenden millionenschweren Zuschüsse durch die Stadt Aachen, bis heute nicht erschließt. Würde die Schuldenschüssel an der Krefelder Straße nach ihrem größten Sponsor benannt, hieße sie heute „Bund der Steuerzahler“. Peinlicherweise verfügt der Rat der Stadt Aachen über keinerlei Mandat, welches eine dauerhafte, nicht enden wollende Steuergeldverschwendung für einen Sportverein rechtfertigen würde.
Wie es bei der FIFA mit einem gesunden Rechtsempfinden aussieht, wird uns in Form unglaublicher Enthüllungen, beinahe tagtäglich vor Augen geführt. Selbst ehemalige Lichtgestalten werden aktuell eher als „Zwielichtgestalten“ wahrgenommen. Angeblich ist die 4.Liga eine reine Amateurliga, jedenfalls findet sich dieser Begriff in der Satzung des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes, der hierfür verantwortlich zeichnet. Wie der WFLV die Begriffe „Wettbewerbsverzerrung“ und „fairer Wettbewerb“ deutet, wäre durchaus wissenswert, angesichts der Tatsache, dass Kader mit reinen Amateuren auf vollständig mit Voll-Profis besetzte Kader treffen. Scheinbar bewahrheitet sich beim WFLV der Sinnspruch: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“.
Auf der Homepage der Alemannia findet sich bis zum heutigen Tag der Auswahlpunkt „Profis“. Gleichermaßen schamlos, wie sie direkt nach ihrer Insolvenz wieder mit einer finanziellen Unterdeckung starteten, bewegen sie sich jetzt innerhalb der Regionalliga West. Kämen die immerwährenden millionenschweren Zuschüsse von einem wohlgesonnenen Scheich, wäre dieser Umstand schon verwerflich, aber es ist noch schlimmer, es sind öffentliche Steuergelder, die hier verschwendet werden. Die Stadt ist bettelarm und verschwendet weiterhin Steuergelder, vorrangig um das Versagen des Rates der Stadt im Zusammenhang mit dem Stadionneubau zu kaschieren, ein leeres Stadion am nördlichen Stadteingang wäre ein zu peinliches „Denk-Mal“.
„Es wird noch teurer für Euch, wenn Ihr uns nicht erneut helft.“ – Dieser Leitsatz gilt seit ewigen Zeiten schon und hat bis heute – jedenfalls für die gleichermaßen ahnungs- wie hilflosen Aachener Ratsleute – nichts von seiner Faszination und Schlagkraft verloren.
„Das unverzichtbare Aushängeschild der Stadt Aachen“ als rhetorischer Papperlapapp ist dagegen in letzter Zeit etwas aus der Mode gekommen. Zu lange haben die besonderen „schrägen“ Fans der Alemannia den Verein, die Stadt und die ganze Region bundesweit in Verruf gebracht. Die Stadt Aachen versucht angeblich – wie auch immer – den Wissenschaftsstandort in den Vordergrund zu rücken. Printen und Pferdestadt alleine sind auf Dauer scheinbar nicht seligmachend.
„Hartz 4-Empänger wohnt in Schloss Neuschwanstein“, - sie denken nicht daran, aus dem neuen Stadion auszuziehen, obwohl sie dessen Betriebskosten nicht einmal annähernd zahlen können. Gestern nicht, heute nicht und zukünftig, aller Voraussicht nach, auch nicht. Ein theoretisch möglicher Aufstieg in die 3.Liga wäre eine weitere sichere Totgeburt. Die 3.Liga ist bundesweit unbeliebt, weil die Kosten um mithalten zu können, exorbitant ansteigen, die Einnahmen aber deutlich darunter bleiben. Einen Plan-B gibt es nicht. Plan-A-Z lauten: „Wir zahlen alles und zwar so lange, bis die Schwarte kracht!“
Die Kämmerin der Stadt Aachen war vor kurzem schon wieder nicht in der Lage, einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren und die Stadt schrammt wieder nur haarscharf an einem Nothaushalt vorbei. Das Geringste wäre ein Mindestmaß an Transparenz über die tatsächliche Finanzsituation dieses Klubs und aller konkreten Hilfen durch die Stadt Aachen, aber nicht einmal dazu ist man bereit oder, unter Umständen, nicht einmal fähig. Der Rat der Stadt hält sich quasi (s)einen eigenen Zirkus, er hat den Haushalt der Stadt vom Erfolg eines Profi-Fußballvereins abhängig gemacht. Als juristischer Laie habe ich ein solch unverantwortliches Verhalten bislang als „garantiert strafbar“ eingestuft. Die skandalösen Enthüllungen beim DFB führen hoffentlich auch dazu, dass derart elende Mauscheleien zwischen skrupellosen Provinz-Politikern und schamlosen Profi-Fußballvereinen endlich Einhalt geboten wird.
PS:
„Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr“. Pustekuchen, glücklicherweise zeigen andere Vereine, dass nicht Größenwahn sondern Bescheidenheit, nicht die Verschwendung von Steuergeldern sondern vorrangig eigene Bemühungen, die Grundlage für seriöses Wirtschaften und sportlichen Erfolg bilden:
FC St. Pauli erzielt Gewinn – Sonntag 15.11.2015 - Verein
[url]https?://www.fcstpauli.com/home/ver ein/news/8692[/url]
Außenseiter führt die Regionalliga an: Sportfreunde Lotte - Stachel im Fleisch der Großen
[url]https?://www1.wdr.de/themen/sport/s portfreunde-lotte-100.html[/url]