Duisburg-Rumeln, 28. August 2011. Nach dem schwachen Saisonstart im Heimspiel der letzten Woche, kehrte der RTV mit einem famosen Auswärtsauftritt beim Bezirksligaabsteiger TV Asberg ins Rennen um die vorderen Tabellenplätze zurück. Nach einem frühen Rückstand konnte man die Partie sichtlich offener gestalten und ging am Ende mit 3:4 als Sieger vom Platz. Diese Energieleistung brachte Treffer von Tietze, Bougheraba, Kutzera und Meinert hervor. Durch einen zweifelhaften Elfmeter musste man in den Schlusssekunden noch den dritten Gegentreffer hinnehmen. Nachdem auch Alemannia Kamp und der SV Haesen-Hochheide ihre Spiele nicht gewinnen konnten, haben bereits alle favorisierten Mannschaften Punkte gelassen. Der SV Budberg II ist nach zwei Siegen einziges Team mit sechs Punkten und führt die Tabelle an. Topfavorit SV Scherpenberg fuhr einen 4:1-Sieg gegen den SSV Lüttingen ein, bevor es am kommenden Freitag zum Kracherduell am Waldborn kommt.
Nervosität in Reihen des RTV gab es bereits vor dem Anpfiff – zu schockierend war der verpatzte Start am vergangenen Sonntag. Im Auswärtsspiel beim Absteiger TV Asberg ist man bereits früh in der Saison gehörig unter Druck: Ein Sieg musste her, damit die Tabellenspitze nicht gleich zu Beginn der Spielzeit zur „verschollenen Stadt Atlantis“ wird. Für alle Gründe zur Änderung der Startaufstellung benötigt man einen Rechenschieber: Heth und Münchow schickten folgende elf Perlentaucher auf die Suche nach Atlantis:
1 Christian Franck – 5 Tim Fröse – 18 Mike Birnbaum – 16 Christopher Bahr – 11 Florian Reusch – 24 Christian Borka – 23 Dustin Bougheraba – 27 Marc Kuta – 14 Visar Colakaj – 10 Marco Tietze – 22 Dennis Meinert
Die Rufe nach „Leberwosch“ wurden erhört: Tim Fröse führte das Team als Libero aufs Feld und ersetzte den angeschlagenen Dennis Gordon. Der wieder genesene Bahr rückte in die Innenverteidigung und spielte an der Seite von Birnbaum. Davor rückte Reusch neben Borka in die Zentrale vor der Abwehr, während Colakaj den im Urlaub weilenden Vogt ersetzte. Kuta rückte auf die linke Außenbahn – vorne sollten Tietze und Meinert für Torgefahr sorgen.
Der RTV begann druckvoll und ließ keinen Zweifel am Siegeswillen aufkommen. Bezirksligaabsteiger Asberg hatte sich dieses Unterfangen sicher leichter vorgestellt. Die Gastgeber wirkten dem zunächst hauptsächlich mit physischer Präsenz entgegen – ein Überbleibsel aus vergangenen Bezirksliga-Tagen. Die Rumelner Elf zeigte sich davon allerdings wenig beeindruckt, benötigte bis zu einem flüssigen Kombinationsspiel auf dem Ascheplatz dennoch einige Minuten. Vorzeitige Ballverluste prägten das Anfangsbild der Partie. Als der RTV immer besser ins Spiel kam, schockten die Gastgeber die hoch eingeschätzten „boys in blue“ mit dem Führungstreffer in der 11. Spielminute. Das saß tief: Der RTV musste wieder früh einem Rückstand hinterher laufen – viele Anhänger fühlten sich bereits an das Debakel zum Saisonstart erinnert. Die Mannen vom Waldborn steckten nicht auf und spielten weiter konzentriert und voll auf Angriff. Der TVA verteidigte mit der Führung im Rücken äußerst offensiv und rückte auch mit der Abwehrkette weit auf. Perfekt für die schnelle Sturmreihe des RTV. Nach 20 Minuten erkämpften die Rumelner den Ball im Mittelfeld und Reusch steckte einen Ball auf den durchstartenden Bougheraba durch. Die Nummer 23 des Gastes erlief die Kugel und sprintete alleine auf den Keeper zu, scheiterte jedoch am Schlussmann des TVA. Tobias Prigge konnte den Ball im letzten Moment mit dem Fuß abwehren. So konnte es gehen: Schnelle Steilpässe in die Spitze, die Lücken in der TVA-Abwehr ausnutzen und schnell zum Abschluss kommen. Strg + c: Borka nutzte nur fünf Minuten später wieder einen Ballgewinn im Mittelfeld und schickte diesmal Stürmer Marco Tietze mit einem Traumpass auf die Reise. Tietzinho spazierte mutterseelenallein auf den Keeper zu und schob die Kugel ganz cool ein. Die Zeitlupe würde den Schuss allerdings als Krüppel entlarven: ein Schienbeinroller, der dem holprigen Bodenbelag geschuldet war, par excellence. Ausgleich. Tietze schrie sich gemeinsam mit seinen Mannschaftskollegen den Frust von der Seele. Immer wieder kam der RTV mit einem Pass durch – der Deckungsverbund des TVA wirkte nicht aufstiegsreif. Bei einer weiteren Gelegenheit spitzelte der durchgebrochene Tietze die Kugel etwas zu steil in den Lauf von Kuta, der das Leder so nicht mehr erreichen konnte.
Der RTV kam wie Phönix aus der Asberger Asche. Man eroberte immer mehr die Spielkontrolle und gewann entscheidende Zweikämpfe. Bis kurz vor dem Halbzeitpfiff stand das Spiel aber auf des Messers Schneide – dann kam Bougheraba. In der 41. Spielminute wieder ein Steilpass auf den heute angriffslustigen Frauenschwarm. Noch 40 Meter bis zum Tor – so ein langes Vorspiel war Bougheraba sonst nicht gewohnt. Diesmal behielt er aber die Nerven und lupfte den Ball leicht an, bevor er im Netz zappelte. Riesenjubel: Das Spiel war bereits gedreht, aber noch nicht gewonnen. Mit der 1:2-Führung und dem Gefühl, dass man ein Spiel gegen einen Mitfavoriten offen gestalten kann, ging es für den RTV in die Pause. RTV-Coach Heth musste nach turbulenter erster Hälfte zur Maniküre: Abgekaute Fingernägel bis zum Nagelbett verhinderten beinahe seine Halbzeitansprache. Seine rechte Hand, Frank Münchow, schien bereits Bedarf nach einer Lungenfunktionsmaschine zu haben – der 45-minütige Zigarettenkonsum des „Häuptlings“ ließ die Tabak-Aktien durch das Dach der Wall-Street schießen. Frank „Tobacco“ Münchow honorierte die Leistung der Rumelner Jungs, appellierte aber an weitere Konzentration. Man führte, aber das Spiel war längst nicht gewonnen. Heth rechnete mit einer druckvollen Anfangsphase nach der Pause, die man überstehen müsse.
So kam es: Die Gastgeber wurden noch offensiver und drängten das Rumelner Mittelfeld teilweise in die Abwehrreihe zurück. Reusch übernahm einen dritten Angreifer auf Seiten des TVA, Borka und Colakaj waren nun alleine für den Kreativpart zuständig. Heth reagierte: Kutzera kam als defensiv starker Mann für den offensiven Colakaj. Kontern konnte das RTV-Gebot nur lauten. Ohne zwingend zu werden schnürte der TVA den RTV ein. Christian Franck entschärfte mehrfach brenzlige Situationen, wobei Großchancen Mangelware blieben. Erst ein Freistoß aus zentraler Position sorgte für kollektives Raunen beim RTV – Franck konnte den Schlenzer noch so eben um den Pfosten drehen. Standards sind nicht unbedingt die Stärke des RTV: Das zeigten auch zahlreiche Ecken auf Seiten des Gastgebers. Asberg wollte keine Punkte liegen lassen, Rumeln blieb durch blitzschnelle Kontergelegenheiten dennoch gefährlich. Immer wieder spielte man Überzahlsituationen nicht sauber aus oder scheiterte im letzten Moment. Tim Fröse zeigte eine blendende Leistung bei seinem Startelf-Comeback und hielt den Laden gemeinsam mit dem überragenden Christopher Bahr zusammen. Das Spiel hätte bereits entschieden sein können als in der 75. Spielminute der Ball nach einer Standardsituation am langen Pfosten des RTV landet. Die Asberger Nummer 10 Stephan Barth steigt hoch, lenkt das Leder Richtung RTV-Kasten, der ihm zugeteilte Reusch kommt zu spät und fälscht das Leder unhaltbar in den linken oberen Torwinkel ab. Eigentor des Monats – Schiedsrichter Rigo Müller schrieb den Treffer dennoch dem Asberger Stürmer gut. Rumeln schien am Limit zu spielen – ob man das Ding noch mal drehen kann?
„Heee – den kann man auch mal halten“ (Zitat Oliver Kahn, Anm. d. Red.) – MAN kann. Nach dem Ausgleich drehte der RTV wieder auf und schaltete einen Gang höher. Ein Punkt wäre vor der Saison sicher zufriedenstellend gewesen, ein Sieg ist aber zum Greifen nah. Der RTV kombinierte nun gefällig und zeigte, warum man zu den Topteams der Liga zählt. Nach schönem Aufbauspiel in der Abwehr und wunderbarer Kombination im Mittelfeld landet der Ball in der 82. Minute links bei Kuta, der das Spielgerät gleich wieder flach in die Mitte auf Kutzera bringt. „Der Boss“ wackelt kurz in seiner unnachahmlichen Art und haut das Ding aufs Gehäuse – mit einer unglücklichen Abwehraktion lenkt der Asberger Keeper den Ball noch in den Winkel. 2:3-Führung für die Gäste aus Rumeln, was für ein Spiel. Sichtliche Erleichterung! Aber es waren ja noch acht Minuten zu spielen. Viel Schlimmer: Wer ein iPhone hat, hat ein iPhone. Hä? Wenn Rigo Müller pfeift, pfeift Rigo Müller.
Wie gut, dass der RTV das Fußballspielen nicht einstellte. Asberg warf alles nach vorne, agierte aber kopflos. Der RTV kam einmal mehr zu blendenden Gelegenheiten. Zunächst verstärkte das RTV-Trainerteam die Rückwärtsarbeit – Sabinli kam für den heute bärenstarken Tietze. Bereits in der Schlussminute zeigte Birnbaum wieder seine Qualitäten als Kunstturner und riss die Arme abwechselnd in die Höhe oder zur Seite. In der „Geschlossenen“ gilt dies allgemeinhin als Zeichen für: „Wo soll die scheiß Pille hin!?“ Weltmeister im Weitschießen könnte er werden: Birnbaum drosch das Leder aussichtslos nach vorne – ein probates Mittel kurz vor dem Schlusspfiff. Uneinigkeit in der Asberger Hintermannschaft, purer Willen beim RTV. Reusch erlief den schier aussichtslosen langen Ball auf links und flankte das Leder direkt mit dem Außenrist auf Meinert. Der Rumelner Stoßstürmer konnte den Ball aber nicht mehr richtig drücken – die Kugel wurde abgeblockt und rollte nach rechts in die zweite Reihe zurück. Bougheraba schnappte sich das Ding und überrannte die rechte Defensivseite des TVA, bevor er den Ball in die Mitte auf Meinert zirkelte. Leichte Übung: Meinert drückte seinen besten Freund Ball über die Linie und sprintete direkt zum Torjubel in die mit Sand gefüllte Sprunggrube. Seine Teamkameraden folgten ihm im Kollektiv und kehrten als panierte Schnitzel zum Anstoß zurück. Das Spiel war entschieden – Rigo Müller, ein Freund des spannenden Spiels, wartete dennoch mit einem Highlight auf. In der Schlusssekunde flog ein weiter Ball in den Strafraum des RTV. Fröse lief den Ball gekonnt ab und der TVA-Angreifer prallte an ihm ab. Elfmeterpfiff und damit nicht genug: Nach wütenden Protesten kommentierte der Unparteiische Müller seine Entscheidung mit: „Wir haben doch alle lieber ein spannendes Spiel. Bei 2:3 hätte ich den nicht gepfiffen.“ Schuss, Tor, 3:4, Abpfiff – was die Aussage von Herrn Müller noch lächerlicher wirken lässt. Denn ohne das Spiel nach dem Elfmeter wieder anzupfeifen, kommt auch keine Spannung mehr auf. „Farce“ sollte man im Kreisligafußball nicht überstrapazieren, aber das war eine!
Dem RTV konnte es egal sein. Man hat drei ganz wichtige Zähler eingefahren und kann davon ausgehen, dass nicht viele Mannschaften in Asberg punkten werden. Rigo Müller brachte uns zwar um die Möglichkeit gleich zwei Tore in der Differenz aufzuholen, als gelungenen Nachmittag kann man diesen Sonntag dennoch im Kalender kennzeichnen. Es bleibt abzuwarten, was dieser Sieg wirklich wert war – wenn Asberg aber am Ende um den Aufstieg mitspielt, haben wir endlich ein Topteam im direkten Duell besiegen können.
Bereits am Freitag kommt es dann zum Duell der wohl besten Teams der Liga. Der SV Scherpenberg wird am Waldborn zu Gast sein und spätestens dann weiß man in Rumeln, wo man steht. Mit weiteren drei Punkten wäre man auf dem Weg nach oben, bevor die vermeintlich leichten Wochen beginnen. Lasst uns das Feld von hinten aufrollen.
Auch im Wäldchen kocht man nur mit Wasser – wenn überhaupt.
Vamos.













