Spielberichte

VfL Kupferdreh bleibt Kreisliga B erhalten (Homepage VfL Kupferdreh)

03.06.2018
Autor: Der_Lehrer20

Leck mich am Arsch! Das war definitiv nicht so geplant! Eine Rettung am letzten Spieltag ist echt nichts, was man jedes Jahr braucht. Besonders, wenn man Bluthochdruckpatient ist. Auf der anderen Seite macht das doch den Charme dieser Sportart aus, oder?

Noch heute vertrete ich die Meinung, dass ein Platz unter den ersten Zehn kein überaus ambitioniertes Ziel war. Theoretisch. Dann noch Minuten vor Ende der Saison in der großen Verlosung um die Abstiegsrelegation zu sein, ist natürlich enttäuschend. Wenn man die Situation aber mal akzeptiert hat, ist der 03.06. seit diesem Jahr Lokalfeiertag. Mit einem Fußballfeuerwerk war der Eisenhammer endlich mal wieder positiv on fire. Sehr geil auch die zahlreiche Unterstützung; auch wenn man als Hammerfan nicht außergewöhnlich erfolgsverwöhnt war in dieser Spielzeit. Auch im nachfolgenden Derby brannte das Stadion – ungewohnte Situationen erfordern ungewohnte Maßnahmen. Oder so.

Am Ende des Tages wurde das Minimalziel erreicht. Nicht mehr – aber auch nicht weniger. Auch als Neunter, im gesicherten Mittelfeld, hätte heute die Saison mit dem Klassenerhalt geendet. So machten wir es zwar unnötig spannend, aber dafür konnten wir endlich mal wieder zeigen, wie bemerkenswert gut wir untereinander Fußball spielen können. Selbst wenn Heisingen alle seine Halbchancen genutzt hätte, wäre das gesamte Kontingent der drei Punkte an der Nierenhofer Straße geblieben.

Hinein ins Spiel. Im mutigen 4-3-3 startete der heimische VfL sehr offensiv und machte direkt Druck. Oft sah es gut aus, ohne besonders zwingend zu werden. Ein Raunen ging trotzdem das ein oder andere Mal durch das gut gefüllte Wohnzimmer der Kupferdreher. Nämlich als die Schwarz/Roten doch gefährlich vor das Tor des starken Jan Peter Meyer kamen – und als der Zwischenstand aus dem Wilhelm Haneke Stadion durchsickerte. Schnelles 1:0, dann das 2:0 und noch das 3:0, während es am Hammer noch 0:0 stand. Man musste kein Prophet sein: Das hatten die Nachbarn von der SGKB wohl im Sack. Gleichbedeutend damit, dass der momentan trotzdem noch gerettete SV Burgaltendorf seinen 17 Punkten wohl in dieser Spielzeit keinen mehr hinzufügen würde. Der VfL, der vor dem Spieltag den Relegationsplatz innehatte (PRÄTERITUM; JUHUUUUUUUUUUUUUUUU!!!!!), stand vor Anpfiff bei 15 Zählern. Da Burgaltendorf nach menschlichem Ermessen das 0:3 nach einer halben Stunde wohl nicht mehr aufholen konnte, war ein Wiederholungsspiel zwischen den beiden Sorgenkindern der Liga denkbar unwahrscheinlich. Sieg für den VfL heißt Rettung, alles andere Relegation. Alles oder nichts. Das ist Fußball.

So langsam musste es dann mal klingeln, um den Rechenspielen irgendwie einen Sinn zu verleihen. Schon vor dem Spiel stand fest: Ohne Sieg brauchen wir nicht auf die Tabelle zu gucken. Nach 35 Minuten ist es so weit: Es startet mit Gio, der kämpferisch eine Bombenpartie hinlegte. Selbst nach erlittener Verletzung warf er sich mit seinem geschundenen Körper in Zweikämpfe, dass es nur so eine Wonne war, ihm zuzusehen. Diesen Satz zu schreiben, war vor der Saison genauso unwahrscheinlich wie ein Abstiegskrimi. Gio also geht entschlossen in den Sechzehner. Einen hatte er da schon neben das Tor gesetzt, jetzt versucht es der Top-Vorlagengeber der Liga (Kein Scherz! Fupa lügt nicht! https://www.fupa.net/liga/essen-kreisliga-b-sued) mit einem Pass. Bei Emrah stehen drei Bewacher, doch auf der linken Seite steht Teil Zwei des ehemaligen Duo Infernale. Und Gio sieht Steffan tatsächlich, spielt einen harten Ball in die Mitte, Steffan hält die Klebe hin – und dreht ab, 1:0! Bei aller Objektivität muss ich doch sagen: Das war schon ein ganz schönes Gefühlchen. Da war's dann doch nicht ganz so schlimm, nicht im grauen Mittelfeld zu stehen. Kann ich ja jetzt zugeben. Jetzt, wo es ganz glimpflich ausgegangen ist.

Zu aller (oder meiner) Überraschung machten wir nach eigenem Tor trotzdem weiter Druck nach vorne. Häufig ging in dieser Saison ja die Tendenz da hin, sich dann etwas zurückzuziehen. Aber heute hatten wir einfach Bock; die absolut richtige Entscheidung. Für ein Tor reichte es in den verbleibenden zehn Minuten zwar nicht mehr, aber wir zeigten: Das ist unser Spiel. Das ist unser Stadion. Das sind unsere Fans. Wir. Werden. Nicht. Absteigen!!! Sehr imposante Vorstellung in der ersten Hälfte. Nur mit dem Schönheitsfehler, dass ein Tor unfassbar wenig ist. Das letzte Mal, als wir mit nur einem Tor gewonnen haben, hat Djemail zweite Mazedonische Liga gespielt, der Lehrer und Dustin kamen gerade in die E-Jugend und Schalke feierte seine letzte Deutsche Meisterschaft.

Kurzum: Wenn man beim VfL eines gelernt hat, dann, dass eine gute Halbzeit vielleicht einen guten Spielbericht abgibt, aber mal so was von keine Garantie für Punkte ist. Siehe letzte Woche in Überruhr. Auf Gut-Deutsch: In der Zweiten Hälfte nicht nur so weiterspielen, sondern ne Schippe drauf. Arsch bis zum Stehkragen aufreißen. Wer kann, auch noch weiter. Alles, wirklich alles für diesen motherf***ing Verbleib in der Liga machen.

Nach wenigen Minuten ging der Puls auch schon wieder höher, Großchance Kupferdreh – vergeben. Jan Peter Meyer ließ seine Mannschaft leben. Man merkte, dass es für den HSV um nichts mehr ging. Und dass mehrere Stammspieler verletzt waren.

Zehn Minuten nach der Pause zahlte sich dann die Einwechslung von Cem aus. Eigentlich Mittelfeldmotor spielte er auf der ungewohnten Position Links Vorne. Motor war er trotzdem. In der 55. marschiert er nach vorne, weicht auf Rechts aus. Bringt den scharfen Pass. Auf Dustin. Chancentod. Denkt man. Chancentod Hoch Zwei. Denkt man. Ohje, schieß doch lieber selber. Denkt man nicht, das wäre zu fies! Also: Scharfer Pass auf unseren Chancentod in der Mitte. Der junge Sechser, der heute auch wieder ein Bombenspiel machte, visiert die linke untere Ecke an. Der Ball aber... geht genau da hin! Das hat sich der Junge so verdient!! Ob es reicht, um aus dem „Chancentod“ einen „ehemaligen Chancentod“ zu machen, wird die Zukunft zeigen, aber das war sicherlich eines der wichtigsten Tore seiner Karriere. Und auch eines der wichtigsten Tore der jüngeren Vereinsgeschichte. Wer jetzt von „Vorentscheidung“ schwafelt, hat uns lange nicht mehr beim Fußballspielen zugeguckt, aber es war schon ein deutlicher Fingerzeig. Besonders da ein Tor für den Gast nicht mal gegen den Wind und mit einer sehr sensiblen Nase in der Luft lag, konnten wir uns eigentlich nur noch selber schlagen. Eine unserer vielen Spezialitäten. Eigentlich.

Während die Minuten so runterliefen und die drei Punkte in 0,000007-Meilen-Stiefeln ihren Weg in Richtung des SignalIduna-gesponserten Eingangsschilds machten, war die Messe auf der anderen Seite der Deile nun wirklich gelesen. Am Ende lieferte Kupferdreh/Byfang mit 7:0 astreine Schützenhilfe, sodass alles in VfL-Hand war.

Apropos SignalIduna: Was machte eigentlich das Jahrhunderttalent bei seinem Comeback? Das, was es immer macht. Björn Winkler riss als rechter Verteidiger eine Partie ab, die man von Trainingsweltmeister Ole in seinen besten Tagen erwartet, aber nicht von einem, der fast zwölf Monate kein Trikot mehr getragen hatte. Genau wie Basti rechtfertigte Björn seine Aufstellung nicht nur, sondern ließ keinen Zweifel daran, dass es eine perfekte Entscheidung war. Über die Großchance in der Schlussminute könnten wir gerne den Mantel des Schweigens legen – wäre da nicht das Video, das diese Szene genau einfing...

Während die Viererkette Christian – Gaga – Stefan – Jahrhunderttalent bombenfest stand, bemühte sich die Offensivabteilung darum, für noch klarere Verhältnisse zu sorgen. Wieder ist es Cem, der mit seiner unbestechlichen Geschwindigkeit einen Weg durch die Mitte findet. Finden tut er auch Gio. Der Italiener, der tatsächlich bedeutend viel mehr Vorlagen als Tore in dieser Saison vorweisen kann, beendet nach Pass von Cem aber auch seine Torflaute. Cool unten links eingeschoben, keine Chance für Meyer (61.). So langsam zeichnete sich die Rettung ab! Auch wenn Heisingen naturgemäß in der Hinsicht etwas anderer Meinung war: Das Ergebnis war um kein Tor zu hoch. Wir zeigten, was wir können, wenn wir zusammen spielen. Mit der Leistung hätten wir vermutlich auch in der Relegation gut ausgesehen. Nicht, dass ich der großen Bühne der Relegation um irgendwas in der Welt nachtrauern würde, im Gegenteil: Ich bin heilfroh, dass die Saison 17/18 jetzt zu den Akten gelegt wird. Aber Fakt ist: Mit der Spielweise und dem Mannschaftsgeist brauchen wir uns höchstens vor den drei Top-Teams der Liga zu fürchten.

Fünf Minuten nach Gios 3:0 schlägt Dennis eine Ecke. Traditionell sollen die immer auf Gaga. Aber der Leuchtturm fand offensiv bei Standards bislang relativ wenig statt. Unsere scheidende Nummer Drei lässt sich aber nicht lumpen und nickt (nein, das klingt zu harmlos: prügelt) den Knicker mit aller Gewalt seines Kopfes in die Maschen! 4:0!!! 24 Minuten noch. Man soll den Teufel nicht an die Wand malen, aber das war schon zumindest die Hälfte der Hälfte der halben Miete.

Rückblick: Letztes Jahr. Letzter Spieltag. Bislang drei Punkte in der Kreisliga A. Dann dieses geisteskranke Spiel gegen Eiberg. Was machte dieses Spiel so vollkommen absurd? So realitätsfern? So märchenhaft und schier unglaublich? Ich glaube, es war die Weiße Weste. Fünf Tore als Tabellenletzter zu schießen, war schon schwer zu glauben. Aber dann auch noch zu Null... Also bitte! Das konnten wir nicht ernst meinen!

Zurück zum letzten Spieltag der gerade frisch abgeschlossenen Saison: Wir zeigten, dass wir es ernst meinten. Dass wir uns dessen erinnern, wo wir herkommen. Dass wir uns selbst treu bleiben und unsere Wurzeln nicht verleugnen. Dass wir immer noch der VfL Kupferdreh sind. Und bekamen ein Gegentor. Glück gehabt. Das rundet die Vorstellung ab. Witzig wäre, wenn wir jetzt noch... Spaß. Nur ein Spaß. Aber Gegentore gehören zum guten Ton. Nach 78 Minuten holte also der nicht besonders viel geforderte, aber eine äußerst starke Präsenz ausstrahlende, solide und beim Gegentor schuldfreie Basti einen Ball aus dem Tor.

Zwölf Minuten, 4:1. Der leise, ganz leise, flüsternde, hauchende Gedanke eines Anflugs von Angst kam dann doch noch auf. Das kann ich nicht leugnen. Denn was hatten wir uns vorgenommen? Zu zeigen, dass wir der VfL sind. Unter dem Gesichtspunkt ist das vielleicht doch ungeschickt ausgedrückt, oder? Natürlich nicht. Für spannungssteigernde Elemente sind Sie, verehrte Leser,* natürlich nicht empfänglich und viel zu gut informiert. Jeder weiß, dass wir nicht abgestiegen sind. Ich habe es ja selbst schon viel zu deutlich anklingen lassen.

Sollte es ein Zittern gegeben haben, war das nach zwei Minuten Geschichte. Zwei Minuten leichte Zweifel, bis der Deckel endgültig drauf war. Das Trainer-Team Lehrer/Ole holte sich schon symbolisch von jedem Auswechselspieler und sonstigem Funktionär einen Handschlag ab. Es war geschafft. Wieder ist es Cem, der scheinbar (s.u.) unermüdlich sein drittes Tor vorbereitet. Diesmal ist der Nutznießer Pumba, der also auf den letzten Metern der Saison noch seine Bude machte (80.). Auch das freut mich persönlich sehr.

Fünf Minuten später muss nach Steffan, Dustin und Stefan der nächste der hohen Intensität des Spiels und den immer drückenderen Temperaturen Tribut zollen. Da das Wechselkontingent ausgeschöpft war, verließ Cem ersatzlos das Feld. Fünf Minuten also noch zu zehnt über die Bühne bringen. Mit 5:1 im Rücken geht auch das.

Das Ding war zwar durch, aber das Warten auf den Abpfiff war trotzdem eine mentale Belastung. „Pfeif' einfach ab. Bitte.“ Ich kann mich nicht erinnern, diesen Satz jemals so häufig gedacht zu haben. Vor allem nicht bei so hoher Führung (nicht, dass ich häufig so hoch geführt hätte...). Nach versiebten Großchancen war es dann endlich so weit. Der Abpfiff. Die Gewissheit, dass diese schwierige, schwierige Spielzeit ohne Wenn und Aber vorbei ist. Dass wir auch nächstes Jahr in der B-Liga spielen. Ker, war datt schön.

Bierduschen am letzten Spieltag. Das geht nur, wenn es um etwas ging. Dass es um etwas ging, war – es ist jetzt schon häufig angeklungen – nicht den Erwartungen entsprechend. Aber immerhin macht das diesen Tag noch schöner.

Das war's mit der Saison 2017/18. Für mich geht es am Montag nach Duisburg zum Trainerlehrgang. Die Mannschaft lässt die „erfolgreiche“ Saison mit zwei Trainingseinheiten Dienstag und Donnerstag ausklingen. Um die gähnende Leere zwischen Kreisliga-Finale und WM-Beginn etwas zu füllen, werden in den nächsten Tagen noch ein paar Spieler, die den Verein verlassen, gewürdigt; darüber hinaus wird die Saison in Form von Statistiken noch einmal Revue passiert gelassen; zuletzt werden vielleicht schon die ersten Neuzugänge für die kommende Spielzeit vorgestellt. Also: Immer mal wieder auf vflkupferdreh.de reinklicken. Auf Wiederlesen und eine schöne fußballfreie Zeit.

P.S.: Ach ja, Dienstag gibt es natürlich noch einen #fupadienstag. Hoffentlich einen sehr erfolgreichen, ich erwarte Nominierungen für die Elf der Woche! Also: Bei fupa abstimmen; den Link gibt es bekanntlich ganz oben in diesem Beitrag.

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*Ha, ich verzichte auf die Regeln des Genderings! Anarchie! Weibliche Leserinnen, die sich diskriminiert fühlen, mögen bitte auf jedem erdenklichen Weg dem Verfasser dieser Zeilen ihren Unmut kundtun. Er gelobt, in diesem Fall die weibliche Form hinzuzufügen.


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