Der RWE-Fanbericht von Schwalbenalfred & Kurvenklaus
Vorwort: „Tja, ziemlich Scheiße, wenn man als Premiere einen Spieltag wählt, der Scheiße war. Echt Scheiße. Trotzdem: Viel Glück.“
(Manfred T., Wirt aus Leidenschaft)
Ein Spiel ist 90 Minuten lang. Blödsinn. Für einen Fan beginnt das Spiel viel früher und hört auch viel später auf. Deshalb gibt es ab sofort die völlig andere, alternative Fanreportage vom Duo Kurvenklaus (Haupttribüne) & Schwalbenalfred (Ost). Von der Vorfreude bis zum Reparier-Bier am nächsten Tag wird aus ganz eigener Sicht kommentiert. Eindrücke querbeet werden mal in Ruhrpott-Manier, mal ganz sachlich verarbeitet. Vom besten Torschuss bis zur Modesünde im Stadion. Von Fans, für Alle. Zum Lesen, zum Sammeln, zum selber ergänzen… Begleitend kommentieren Anstoß-Pünktchen (blond, Nord) und Abfiff-Anton (läuft immer herum, Bratwurst-Verrückter).
Sammelbericht Nr. 1
RWE 1907 – Saarbrücken (1-2)
23. August 2009
12.08 Uhr. Bei einem gemeinsamen 2. Frühstück auf der Kirmes an der Gruga starte ich bestens gelaunt gemeinsam mit Kurvenklaus in den Tag. Es gibt Bratfisch und Bier. Auch die Kirmes in Rüttenscheid ist abgestiegen. Kein Riesenrad, kein Breakdancer und drum herum Baustelle.
Lotte steht auf Platz 1, RWE auf 12. Noch 130 Tage bis Jahresende. Frauen, die „Rosa“ heißen, haben heute Namenstag und Vicky Leandros Geburtstag. Wir denken an den guten BS-Theo.
Auf der Messe-Essen-Brücke sehen wir erste Fans mit Schal. Ein schönes Bild am sonnigen Sonntag bei 26 Grad. Fröhliches Zuwinken von Schalträger zu Schalträger. Passanten starren uns an. Kopfschüttelnd sagt einer „Allein wegen dem Stadion wähle ich nächste Woche so was wie die Tierschutzpartei.“ Wir ignorieren den Mann, der im Pulk Richtung Grugabad zieht und reimen ein bekanntes Stück des RWE-Liedgutes um:
„Durch Regen und Wind,
knallt der Lorenz auch heiß,
immer wieder Rot-Weiss…“
In der Straßenbahn sitzt uns eine blondmetallic gefärbte Schönheit gegenüber und lästert über eine Großfamilie, die mit Sack, Pack und 2 Kinderwagen versucht, Platz zu nehmen. "Asozial. Soviele Kinder müssen heute wirklich nicht mehr sein", kräht das schöne blöde Huhn.
Wir beginnen lauthals ein Gespräch über den frisch verheirateten Thomas Strunz. Drei Frauen, 5 Kinder und bei dem Anblick der Neuen scheint ein Kind Nr. 6 nicht ganz ausgeschlossen.
Am HBF steigt Anstoß-Pünktchen ein. Sie ist traurig über die Heirat von Strunz. Sie meint, dass er seit seinem neuesten RWE-Werbeauftritt als Bauhelmträger in der Kampagne „Wir bauen…“ noch mehr Sex ausstrahlt. Weiber. Nun ja, mit siebzehn hat man noch Träume und vielleicht weckt er in ihr kindliche Erinnerungen an „Bob, der Baumeister“. Pünktchen hat das traditionelle Fahrbier vergessen.
Am Stadion empfängt uns eine „Nach-S05-Mund abwischen-weitermachen-Stimmung“.
Nach dem Spiel treffe ich Kurvenklaus und Abfiff-Anton am Bierstand. Anton sagt Bratwurst kauend und extrem wütend „Ich sehe doch, was ich sehe und das ist keine Körpersprache.“
Klaus guckt wie Hulk und erzählt mir sein Fazit: „Eines der schlechtesten Spiele der jüngsten Vergangenheit – und da waren schon echte Katastrophen dabei. Wenn nicht schnell ein Teamleader gefunden wird und man nicht schleunigst bereit ist, alles zu investieren, kann der Aufstieg schon nach dem 5. Spieltag abgehakt werden. Stattdessen wird man sich dann schnell dem Abstiegskampf widmen müssen. Viel, viel zu wenig Bewegung, vor allem ohne Ball. Kein Beißen, kein Kratzen. Wenn es technisch nicht geht, muss man es mit Kraft und Kampf machen, aber bei dieser "Mannschaft" wird der Platz nicht umgepflügt. Es ist kein Spieler vorhanden, der die Mannschaft mitreißt oder auch mal zusammenscheißt. Nein, es ist offenbar wieder eine „Mädchenmannschaft“. Pünktchen haut Klaus mit der „Kurzen Fuffzehn“ auf den Kopf und ruft „Macho.“ Klaus resümiert weiter: „Kaum Druck aus dem Mittelfeld. Insgesamt lief das Spiel viel zu viel durch die Mitte - viel zu wenig kam über die Außenbahn, kein Lauf bis zur Grundlinie und dann Flanken in den Rücken der Abwehr.“
Einen Verlust sieht Klaus im Fehlen von Robert Mainka, der wegen Adduktorenverletzung (übersetzt in Stadiondeutsch: Dat Dingen da mitte Doktorenverletzung). Mölders ist für ihn momentan von der Rolle und Heinzmann hätte nach der tollen Flanke von Schnier den Kopfball verwandeln müssen. Außerdem hätte der Nachschuss von Wunderlich (ungehindert und frei) sitzen müssen und nicht 3 Meter neben das Tor gedonnert werden dürfen. Als Klaus beginnt, über die Auswechslung vom besten Torschützen Stachnik zu reden, machen wir uns auf den Weg Richtung „Frustverarbeitungsstation im Fangenesungswerk.“
18.00 Uhr. Wir sitzen bei Maria in Kettwig am Tresen und sammeln die Top-5 der aufgeschnappten Sprüche des Spieltages:
"Wie schon auf Scheiße, nachm Gegentor ist sowíeso immer der Faden ab".
"Das Spiel war ein Elementarschaden"
"Immer der gleiche Bührer" (zur Nicht-Leistung von Bührer)
"Himmelwurst" (zu Himmelmann)
„Kumma, dat Loch inne Nord. Kannze gez auffe Emscher gucken.“
Den "Goldenen Rahn der Woche" vergeben wir an den Spruch zum Thema "blaue Schuhmode bei Mölders und Neumayr":
"Hömma, Ihr Nachgemachten, wat soll dat denn? Machter hier einen auf Gelsenkirchen-Elvis mit Eure Blue Suede Shoes? Los gez, Hüftschwung und schnell inne Kabine umzieh`n, sonst gibbet Rock`n`Roll auffe Zwölf! "
Maria macht den alten Telefunken-Fernseher an, die Tabelle im Videotext zeigt uns ein jämmerliches 3:3.3:3 und Pünktchen (sieht schon 8x die 3) bestellt drei Bier. Draußen knallt die Sonne. Unsere Stimmung ist stumm eisig und auf dem Nullpunkt. Wir blättern in den „Kurvennews“ der Ultras Essen und dem Fan-Infomagazin „Der Boss“. Jawoll, wenigstens die Fans sind 1. Liga! Was mag wohl jetzt im RWE-Forum im Internet los sein? Bloß nicht dran denken. Neben uns an der Theke geht es schon los: „Strunz raus…, Stadionneubau…, lächerlich…“.
Wir fahren noch mal zur Kirmes und treffen Albert Ritter. „Wir Schausteller sind ein optimistisches Völkchen“, sagt der Präsidenten des Deutschen Schaustellerbundes (DSB). „Jau, wir Rot-Weissen eigentlich auch…“ kommentiert mein sichtlich geknickter Kumpel Kurvenklaus. Wir entscheiden uns für noch `ne Runde. `Ne Runde Bier, `ne Runde in der Geisterbahn und die nächste Runde „RWE-Kirmes“. Halligallischönefahrt. Hauptsache, keiner schreit „Festhalten, jetzt geht`s rückwärts.“
Es verabschieden sich mit den Worten „Schluss mit der Achterbahn & Zeit, dass sich was dreht beim RWE-Karussell“
Schwalbenalfred & Kurvenklaus


















