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Spielberichte

Umme Ecke geguckt...(Teil 4)

11.09.2009
Autor: Schwalbenalfred

Sammelbericht Nr. 4

RWE- Köln II (0:2)
11. September 2009

Vorwort:
„2010 Murkshauptstadt.“
(Claus G., gefunden im Xing-Forum/RWE-Gruppe)

Freitag, 11. September 2009. Ich wache auf, schalte den PC ein und sehe ein Foto von einem zerbombten Georg Melches Stadion. Ist halt noch früh am Morgen und mein Denkapparat ist noch etwas vernebelt. Ich erkenne: es handelt sich nur um eine Aufnahme der fortgeschrittenen Abrissarbeiten des Nordturms, äh, der Nordtribüne.

Noch 111 Tage bis Jahresende, Franz Beckenbauer hat Geburtstag und der Videotext präsentiert mir den Spruch des Tages: „Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ist ein Ozean.“ Wie wahr, wie wahr, lieber Herr Issac Newton.
Der tiefe Ozean „Stadionneubau“ hat „schreckliche Meeresungeheuer“ an die Oberfläche geschwemmt. Nach einer riesige Welle nun bedrohliche Stille. Ist es ein Fußballtraum zerstörender Tsunami, der auf uns zurollt?

Im Laufe der Woche gab es erneut eine bombige Medienschlacht rund ums blutrot-weiße Kriegsgebiet. Einziger Erfolg im Moment: Im beliebten Internetspiel „Club-Vote“ schaffte es RWE, den Abstiegsplatz zu verlassen. Ich bin angeschlagen. Schon die ganze Woche drehen sich meine Gedanken andauernd um RWE. Selbst beim Gedichtespiel der WAZ, bei dem man 5 vorgegebene Worte in einen Zwölfzeiler packen muss, lässt mich dieser Verein nicht los:

"Unser RWE muss leben"
steht auf einem Schild,
doch rasant wird hinter Türen
Tradition gekillt.
Aus ist's mit Gemütlichkeit
hier bei Rot-Weiss Essen,
dunkle Wolken schweben schon,
Fans drohen versessen.
Bagger brummen, Fans verstummen
panisch vor dem "Aus",
doch ich trotze allen Gegnern
"Rote Karte, raus!"

Gegen Mittag lese ich einen Beitrag zum Thema „Investitionsstau“, verfasst vom als RWE-Lexikon bekannten „Adiole“ aus dem RWE-Forum. Ich denke: „Adiole, Du gehörst vom Sitzplatz herunter in eine verantwortliche Position des Vereins.“ Dieser Adiole ist wirklich ein Typ mit Format. Immer ruhig und gelassen und er bringt es auf den Punkt. Neue Männer braucht das RW-Emscherland…

Ich rufe Kurvenklaus an. Der hadert noch, ob er ins Stadion gehen soll. Ich versuche ihn mit „Da simmer dabei, dat is primaaa, Viva Assindia“ zu bewegen. Er bockt, bekommt eine verzweifelt irre Stimme und erinnert an das bekannte 5:0 gegen Köln.
Eine halbe Stunde später klingelt Kurvenklaus bei mir an, hält eine Flasche Kölsch in der Hand und sagt: „Los, Alfred, hol die Voodoo-Klamotten raus.“ Wir verspritzen das „Kölnisch Wasser“ über eine kleine Voodoo-Puppe und legen einen Zettel auf dem steht: "Arschlecken, wir tun's für Dich, Boss...", auf eine andere Puppe.

Der gute Rohr-Ralle fährt uns zum Stadion. Wir gehen leidenschaftslos rein. Während eines, abgesehen von ein paar Minuten, freud-, kopf- und konzeptlosen Schissbuxen-Fußballspiels, kommen mir fast die Tränen. Hier stehen Männer neben mir, die mehr als 70 Jahre dabei sind.

Kurvenklaus taucht auf der Osttribüne auf, kaut kopfschüttelnd an einer Bratwurst herum und hat wie ein paar tausend Andere die Schnauze voll. Um uns herum betretene Gesichter, die zu keiner Analyse in der Lage sind.

Nach Abfiff treffen wir die lustige „Dschanin“, die ihren Bruder aus Frankfurt mit ins GMS gebracht hat. Wir entschuldigen uns bei ihm für diesen erbärmlichen Mistabend.
Ein Security-Mitarbeiter sagt, dass Strunz weg ist. Der frankfurter Bruder gibt eine Runde Jägermeister am Hafenstübchen aus. Unterm Strich herrscht Schockstarre und ich bemitleide alle schreibenden Profis, die diesen Tag „beschreiben“ müssen.

In unserer Stammkneipe treffen wir Anstoß-Pünktchen, die zu folgender Analyse kommt: „Denkt mal an die Trümmerfrauen und unsere DFB-Damen. Es wird Zeit, dass Frauen beim RWE Einzug halten.“ Der Kleinen wird sofort über den Mund gefahren, aber ich denke insgeheim: „Frau Mouhani, können Sie Voodoo? Bitte übernehmen Sie…“

Alle Analysen, Spekulationen, Hoffnungen und Jammertiraden, die nun losgetreten werden, lassen tief in mir nur ein Gefühl übrig: Ich fühle mich wie das Stadion, angeschlagen und in Teilen zerstört.

Um 4.00 Uhr liege ich im Bett und finde keinen Schlaf. Opa L., wo bist Du nur geblieben? Mir schießen Gedanken über glorreiche Zeiten durch den Kopf. RWE darf niemals sterben. Es geht um Tradition. Ich will, dass diese Tradition weiterlebt.
Verdammt noch mal, ja, ICH WILL, DASS DIESE TRADITION WEITERLEBT!
Wenn das nicht so wäre, könnte ich ja morgen zum FC Broccoli gehen.

Ich finde keinen Tiefschlaf und überlege dösend, was ich dafür tun kann, um dem Verein zu helfen. Erstmal hingehen. Ja. Und dann? Ich will, dass die Welt erfährt, wie ernst es den Fans ist. Ich will Geschlossenheit! Ja, das wäre es. Eine entschlossene Geschlossenheit. Wenn wir Fans das hinkriegen, als vorbildliches Symbol für die „wahren Entscheider“, dann könnte es funktionieren. Denn eins steht fest: Eine Stadt Essen ohne RWE wäre amputiert! Das darf nicht passieren.

Um 8.00 Uhr ruft „Abfiff-Anton“ an und sagt: „Hömma, Alfred, wat is eigentlich mit der Fanfreundschaft? Sollen wir nicht mal die Bremer anrufen und ne bekloppte Aktion starten? Wenn RWE kaputt geht, dann nehmen se denen doch auch wat weg?“ Ich bin durcheinander und frage „Was meinst Du damit?“. Anton sagt: „Nen Fußballdeutschland ohne RWE geht doch nich. Und bevor se uns dat gez von Oben kaputt machen, brauchen wer alle Unterstützung, die man kriegen kann. Lass Dir dat mal durch den Kopp gehen. Und gez schlaf ma weiter, Tschüsskes.“

Sonntag, 9.00 Uhr: Schlafen? Arschlecken! Bevor ich 2010 in der Murkshauptstadt mit Claus G. beim FC Broccoli stehe, da werde ich doch lieber meine „Kultur an Rahn und Ruhr“ unterstützen.