"So kann ich nicht mehr weitermachen. Erst recht nicht vor dem Hintergrund, wie alles abgelaufen ist", poltert Kremer, der seit 2009 bei den Lackschuhen tätig gewesen ist. "Der Vorstand muss bestellt werden, um auch dem Rechtlichen nachzukommen. Ich werde mitteilen, dass sie die kommissarische Geschäftsführung selbst übernehmen müssen." Somit spitzt sich die Lage am Uhlenkrug weiter zu, nachdem am Freitag bereits das komplette Trainerteam um Stefan Janßen und der Sportliche Leiter Matthias Herget zurückgetreten waren (RS berichtete).
"Der Aufsichtsrat ist nun in der Verantwortung, dass kurz vor dem Start ein Totalschaden entstanden ist", betont der Ex-Geschäftsführer. "Diejenigen, die den Schaden verursacht haben, sind jetzt in der Pflicht. Mit jedem Tag, der nun ins Land geht, wird es immer schwieriger." Wer aus der Oberliga-Mannschaft bleibt, ist derweil noch unklar. Dass bisher jemand aus der Vereinsführung die Spieler kontaktiert hat, glaubt Kremer indes nicht: "Ich habe mit niemandem gesprochen und das wird wohl auch sonst niemand getan haben." Weiter sagt er: "Mir fehlen einfach die Worte. Das hat uns alles kalt erwischt, schließlich waren wir ja auf einem guten Weg."
"Es ging um reine Informationen"
Vor etwa 14 Tagen hat sich der neue Aufsichtsratsvorsitzende Jochen Schramm mit den bisherigen kommissarischen Vorständen plus Kremer, sowie Nachwuchsleiter Peter Schäfer und Eileen Esser, Sportliche Leiterin der Mädchenfußballabteilung an einen Tisch gesetzt und über den sportlichen Bereich informieren lassen. Zumindest hat Schramm anscheinend das Feld von hinten aufrollen wollen und sich zuerst einen Überblick über die Situation im Nachwuchsbereich gemacht. Kremer: "Es ging um reine Informationen und hatte mit Richtungsstreitigkeiten nichts zu tun."
Warum Schramm dann aber zuerst im Seniorenbereich handelt und Prämienabsprachen auflösen möchte, ist auch Kremer ein Rätsel: "Das war nicht abgestimmt und für mich genauso überraschend. Wenn es ein Alleingang war, ist es hochproblematisch. So lange ich noch niemanden aus dem Aufsichtsrat gesprochen habe, werde ich keinen Stab über jemandem brechen." Schließlich seien die Einsparungsmaßnahmen nur diskutiert, aber nicht beschlossen worden. "Dass man sich intern auf Situationen vorbereitet, ist klar. Einige sind dabei vorgeprescht. Dieser Schritt war nicht erforderlich, weil sich in den nächsten Tagen alles erledigt hätte. Möglicherweise ist der Totalschaden im Aufsichtsrat entstanden."
Konzept nur bedingt umgesetzt
Auch im Streit um das Konzept "ETB 2020" bezieht er Stellung: "In der Jugend wurde es umgesetzt, aber bei den Senioren leider nicht so wie vorgestellt. Das Problem scheint zu sein, dass die Einnahmen nicht auf einem Level sind, dass die Erste finanziert werden kann, wie man es sich vorstellt. Die strukturellen Probleme sind offensichtlich." Kremer weiter: "Es gibt Differenzen bei der Frage, warum so wenige gute Jungs oben ankommen. Dabei ist es in unserer Lage hochgradig sinnvoll, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen."
Fakt ist, dass der ETB weiter vom rettenden Ufer abdriftet und nun endgültig führungslos von einen Unwetter ins nächste gerät. Der Verein ist nun gefordert, nach dem Sturmschaden die Aufräumarbeiten voranzutreiben, eine Übersicht über den entstandenen Schaden zu dokumentieren und die Kräfte zu bündeln. Denn sonst bringen auch die besten Konzepte nichts.
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