Der 25-Jährige gilt schließlich selbst unter all den sehr modebewussten Schalker Profis als einer der Stylechecker schlechthin. Daher braucht er nach dem Training gewöhnlich etwas länger, um sich zu frisieren, den Bart in Form zu bringen und die Haut mit duftenden Essenzen zu verwöhnen.
Marco Höger, Sind Sie eigentlich immer noch so eitel?
Wer behauptet das denn? (lacht)
Na ja, als Sie 2011 nach Schalke kamen, hat einer Ihrer Mannschaftskollegen gesagt: Der ‚Högi’ riecht immer so gut!
Okay! Körperpflege ist wichtig, klar, aber übermäßig eitel bin ich nicht. Inzwischen achte ich eher darauf, dass ich nach dem Training zu den Physios gehe und mich da pflegen lasse.
Aber der Bart sieht wieder perfekt aus...
Der muss sein, ohne Bart gefalle ich mir gar nicht. Als ich mich während meiner Verletzungszeit nicht rasiert habe, sah das wohl ein wenig irritierend aus, aber jetzt ist es doch okay, oder?
Na klar! Sie sind jetzt schon in Ihrem vierten Jahr auf Schalke. Hat sich bisher all das erfüllt, was Sie sich damals nach Ihrem Wechsel von Alemannia Aachen zu S04 vorgestellt haben?
Ich denke, dass ich mit meiner Entwicklung wirklich zufrieden sein kann. Ich bin diesen Schritt von der zweiten Liga zu einem der größten Vereine in der ersten Liga damals gegangen, um mich mannschaftlich und persönlich zu verbessern. Da ist vieles von dem aufgegangen, was ich mir vorgenommen hatte. Leider haben mich zwei schwerere Verletzungen, ein Syndesmosebandriss und im letzten Jahr der Kreuzbandriss zurückgeworfen, daher fehlen mir acht, neun Monate, um vielleicht auf dem höchsten Level zu sein.
Fühlen Sie sich denn jetzt bei 100 Prozent?
Ich fühle mich sehr gut, aber ein paar Prozentpunkte fehlen sicherlich noch. Gerade in den Englischen Wochen sagt mein Körper mir noch, dass ich lange verletzt war. Mit viel Arbeit hoffe ich nun, an das bestmögliche Niveau heran zu kommen.
Sie haben unter Roberto Di Matteo zuletzt fast immer von Beginn an gespielt. Haben Sie von dem Trainerwechsel profitiert?
Es stimmt schon, dass ich, bis auf das erste Spiel gegen Hertha, als ich zuvor angeschlagen war, immer in der ersten Elf war. Darüber bin ich froh, aber unter Jens Keller war es ja ähnlich, auch da habe ich, bis auf ein Spiel, alle von Anfang an gemacht.
Ich fühle mich sehr wohl, die Kommunikation mit dem neuen Trainer klappt sehr gut.
Was macht Di Matteo denn anders?
Es sind viele kleine Dinge. Zum Beispiel ist bei ihm der erste Tag nach einem Spiel frei und nicht der zweite. Und die Kommunikation habe ich ja schon angesprochen. Er nimmt sich viele Spieler zur Seite und unterbricht entweder direkt auf dem Platz und führt Dinge an, die er verbessert sehen möchte oder führt viele Einzelgespräche. Was die Trainingsarbeit an sich angeht, ist es aber bisher für ihn schwer, da er noch nicht lange da ist, man in den Englischen Wochen nicht viel einstudieren kann und jetzt in der Länderspielpause viele Spieler fehlen.
Wie laufen denn die Einzelgespräche ab?
Wie gesagt, gibt es Gespräche auf dem Platz und welche unter vier Augen, die dann in der Kabine stattfinden. Das hilft ungemein, denn wir Spieler sind schließlich alle noch keine Meister, sondern machen Fehler.
Di Matteo hat die Champions League gewonnen. Hat ein Trainer, der solch einen Erfolg, ja den größten im Vereinsfußball überhaupt, vorweisen kann, von vornherein ein ganz anderes Standing bei den Spielern?
Wenn ein neuer Trainer kommt, ist es erst einmal so, dass man sich gegenseitig beschnuppert. Die Spieler sind gespannt, welche Vorstellungen der Trainer hat und wie er sie rüberbringt. Aber klar: Jeder Spieler weiß natürlich, dass er mit Chelsea die Champions League gewonnen hat, und solch ein Erfolg sorgt schon für eine gewisse Achtung ihm gegenüber. Er ist auch eine Persönlichkeit. Wenn er in den Raum kommt, strahlt er eine große Ernsthaftigkeit aus. Da weißt du als Spieler, wer der Chef ist.
Sie sind im vierten Jahr auf Schalke und haben nun schon den vierten Trainer. Ist dieser Verein nicht total verrückt?
(lacht) Als Außenstehender habe ich das vorher schon ein bisschen mitbekommen und jetzt als Spieler ist man mittendrin und erlebt das noch einmal ganz anders. Wir Spieler tragen immer eine gehörige Portion Schuld, wenn der Trainer ausgetauscht wird. Ziel muss es jetzt sein, langfristig mit einem Trainer zusammenzuarbeiten. Deshalb werden wir hart daran arbeiten, dass wir wieder in die Spur kommen und Erfolg haben.
Woran liegt es denn überhaupt, dass Schalke mit diesem Kader so schlecht dasteht und schon wieder ein Trainer herhalten musste? Wenn man die Spieler nach einem Spiel danach befragt, woran es liegt, sagen sie ja meistens: ‚Das können wir auch nicht erklären’...
Nach dem Spiel hat man spontan keine Erklärung dafür, warum es nicht gelaufen ist. Wir wissen allerdings, dass wir in den letzten beiden Spielen nicht das umgesetzt haben, was der Trainer von uns verlangt hat. Das macht aber keiner absichtlich. Daran kann auch kein Trainer der Welt etwas ändern, wenn zum Beispiel, wie in der zweiten Halbzeit in Freiburg, von uns mehr kommen muss, wir es aber an grundlegenden Dingen vermissen lassen.
Benedikt Höwedes hat der Mannschaft sogar den Charakter abgesprochen!
Diese Diskussion hatten wir ja schon öfter und dem kann ich nicht zustimmen. Keiner geht mit dem Anspruch ins Spiel, nur 70 oder 80 Prozent zu geben. Wir wissen, was von uns erwartet wird, gerade bei den vielen Fans, die uns immer wieder fantastisch unterstützen. Es klappt nur eben nicht immer, das auf den Platz zu transportieren, was vorher besprochen wurde und was man sich vorgenommen hat.
Gegen den fehlenden Charakter spricht ja zumindest auch die Laufleistung in Freiburg, die mit über 123 Kilometern einen neuen Rekord für Schalke in dieser Saison ausgespuckt hat. Ist es also eine Frage der Qualität?
Nein! Wir haben uns in der letzten Saison zum dritten Mal hintereinander für die Champions League qualifiziert und sind im großen Teil zusammengeblieben. Dazu sind neue Spieler kommen, die uns verstärken. Es ist eher so, dass, wenn einer einen Fehler macht, schnell alles wie ein Kartenhaus zusammen fällt. Das darf aber nicht passieren, wir sind schließlich Schalke 04.
Sind vielleicht die Erwartungen zu hoch?
Das muss jeder Spieler für sich beantworten. Der eine macht sich vielleicht mehr Gedanken, der andere kann sehr gut mit Druck umgehen. Insgesamt haben wir eine Mannschaft, die gut mit diesem Druck umgehen kann. Daher bin ich davon überzeugt, dass wir da wieder raus kommen.
Auf Seite 2: "Das Ruhrgebiet ist zu meiner zweiten Heimat geworden"




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