Am Montagvormittag öffnete sich um 11.10 Uhr vor dem Arbeitsgericht Essen der Vorhang für die nächste kuriose Aufführung: Betreuer Manfred "Manni" Barthelmeß hat den ETB auf Fortzahlung seines Gehalts verklagt.
Wie bitte? Nach Vereinsangaben hatte Barthelmeß seinen Vertrag doch vor ein paar Wochen gekündigt. "Unsinn", schimpft das Urgestein der Schwarz-Weißen und erklärt den Sachverhalt aus seiner Sicht: "Ich habe nach wie vor einen gültigen Arbeitsvertrag und bin beim ETB voll beschäftigt. Ich warte nur schon seit August auf meine Kohle, weshalb ich meine Arbeit eingestellt habe."
Daraus wollten die Verantwortlichen Barthelmeß wohl einen Strick drehen und verkündeten dessen Entlassung. Gegen diese Darstellung wehrt sich der 64-Jährige entschieden und schildert seine Sicht der Dinge: "Als die Mannschaft ihr Geld erhielt, habe ich den damaligen zweiten Vorsitzenden, Torsten Karbenk, gefragt, wann ich denn bezahlt werden würde. Er hielt mich erst hin und sagte mir nach erneuter Nachfrage meinerseits, dass ich gar nichts mehr bekommen werde." Barthelmeß weiter: "Danach habe ich noch nach Kilometergeld gefragt, weil ich immer mit meinem privaten Auto gefahren bin, woraufhin Herr Karbenk meinte: 'Verstehst du mich nicht? Du kriegst gar nichts mehr!' Also habe ich ihm gesagt, dass ich zum Rechtsanwalt gehen würde. Er meinte dazu nur: 'Geh', wohin du willst.'"
Deshalb landete der Fall nun vor dem Arbeitsgericht, das am Montag auch ein Urteil fällte. Die Essener müssen Barthelmeß seine ausstehenden fünf Gehälter bis einschließlich Dezember bezahlen. "Das kann der ETB aber nicht auf einmal, weil kein Geld da ist", berichtet Barthelmeß: "Aber ab dem 20. Januar müssen sie dann zahlen. Wenn sie es nicht schaffen, kommt zu einem der nächsten Heimspiele dann der Gerichtsvollzieher und plündert die Kasse. Jetzt bleibe ich hart, weil die Leute mir in den letzten Monaten viel zu oft in die Fresse gehauen haben."
"Die Zustände sind eine Katastrophe!"
Auch der Versuch des Aufsichtsratsmitglieds Heinz Lemke, Barthelmeß im Rahmen der 0:1-Niederlage gegen Ratingen zu beschwichtigen, hatte keinen Erfolg. "Er hat mir gesagt, wenn ich die Nummer durchziehe, redet am Uhlenkrug niemand mehr mit mir. Ich habe ihm nur geantwortet, dass ich dann halt zum FC Kray gehe. Denn nur, weil die nicht mehr mit mir sprechen wollen, verzichte ich nicht auf Geld, das mir zusteht."
Vorrangig gehe es ihm allerdings nicht um die Euros, sondern um die zwischenmenschlichen Versäumnisse: "Ich bin total verärgert. Ich habe für diesen Verein 16 Jahre lang meine Knochen hingehalten, obwohl ich gesundheitlich sehr angeschlagen bin, und jetzt werde ich nicht einmal begrüßt. Die Zustände beim ETB sind einfach nur noch eine Katastrophe."
Die Zuschauer des einzigartigen Theaterstücks sind jedenfalls schon gespannt, welchen Akt der ETB als nächstes für sie bereit hält. Eine Fortsetzung folgt - mit Sicherheit...
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