Dass ausgerechnet in Uerdingen und Wattenscheid von Verantwortlichen Luftschlösser gebaut werden, ist aber einfach nur lächerlich. Ein Kommentar.
"Wer Visionen hat, der soll zum Arzt gehen", hat Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt einmal gesagt. Das wollen wir im Fußball nicht gelten lassen. Ohne Rudi Assauers Vision hätte Schalke jetzt keine Arena, ohne die Vision von Hans-Joachim Watzke wäre der BVB vor zehn Jahren hopsgegangen und nicht gerettet worden. Und ohne den Visionär Klaus Steilmann hätte Wattenscheid 09 nie in der Bundesliga gespielt.
Der Klaus Steilmann von heute heißt Galatasaray Istanbul. So ungefähr jedenfalls. 09-Vorstandsmitglied Abdullah Emili untermauerte bei der Jahreshauptversammlung vor ein paar Tagen das Ziel, die SGW in den nächsten vier Jahren in die 3. Liga zu führen. Dafür gab es von Mitgliederseite aber nicht etwa tosenden Beifall, sondern eher Hohn und Spott. Kein Wunder, die Fans kennen sich an der Lohrheide etwas besser aus als Emili, wissen dass ihr Herzensklub sowohl sportlich als auch wirtschaftlich bis auf Weiteres nur ums Überleben in der vierten Liga kämpfen wird.
Ganz ähnlich sind die Voraussetzungen in Krefeld. Nur die Luftschlösser, die in Uerdingen gebaut werden, sind noch etwas abgehobener. Da sagt der neue 2. Vorsitzende Mikhail Ponomarev in einem Interview doch tatsächlich, dass er einen Masterplan besitze, nach dem der KFC in "zwei, drei, vielleicht vier Jahren" wieder in der 2. Liga spielen könne. Das ist lächerlich, wahrscheinlich aber ungefährlich, denn auch die treuesten Fans dürften das nicht für bare Münze nehmen. Sie haben in den vergangenen Jahren gelernt, dass das Konzept in Uerdingen bisher die Konzeptlosigkeit war. Die sportliche Substanz - Stichwort Nachwuchsabteilung - ist schlichtweg nicht vorhanden. Viel Glück bleibt dem KFC-Vorstand außerdem dabei zu wünschen, den Namen des Stadions zu vermarkten. Ja, es geht tatsächlich um die Grotenburg. Der Kasten erzählt von den glorreichen Zeiten und hat einen großen Charme - ist auf gut deutsch aber nur noch eine Bruchbude. Welcher Sponsor bitteschön gibt dafür seinen Namen her und macht dafür sogar noch das Portemonnaie auf?
"Ich freue mich auf mein erstes Spiel"
Ein Blick nach Oberhausen würde reichen, um zu raffen, dass es verdammt schwer ist, wieder in den Profifußball zu kommen. Bei RWO wird sportlich ein Top-Job gemacht, herrscht hinter den Kulissen Kontinuität. Trotzdem scheint der Underdog für Investoren schlichtweg zu unattraktiv, um mit ihm ein Drittliga-Projekt zu starten. Das findet Hajo Sommers auch scheiße, aber er weiß, dass er da durch muss.
Und er weiß, wo er herkommt. Ponomarevs vorletzter Satz im angesprochenen Interview hingegen sollte jeden Uerdingen-Fan zusammenzucken lassen: "Ich freue mich auf mein erstes Spiel am Sonntag in der Grotenburg." Dieses ging 1:1 aus und hat die Seidenstädter der 2. Liga keinen Schritt näher gebracht...
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