Die Ausgangslage vor dem Spiel war bei beiden Mannschaften sehr unterschiedlich. Viktoria Köln war mit einem Remis gegen Mitfavorit Rot-Weiß Oberhausen durchaus gut in die Saison gestartet und hat in der Woche darauf im DFB-Pokal für eine kleine Sensation gesorgt, in dem es den Zweitligisten Union Berlin am heimischen Sportpark Höhenberg mit 2:1 bezwang. Belohnt wird der Regionalligist mit der finanziell lukrativen zweiten Runde und einem Derby gegen den großen Bundesligisten Bayer Leverkusen. Beim BVB II hingegen ging der Saisonstart mit einer stark veränderten und verjüngten Mannschaft ordentlich in die Hose, am ersten Spieltag setzte es gleich eine 0:3-Schlappe bei der Reserve von Fortuna Düsseldorf, eine Woche später präsentierte das Team von Übungsleiter David Wagner zwar formverbessert, verlor aber dennoch mit 1:2 gegen Verl.
Viktoria Köln trat zu Beginn der Partie vor 934 Zuschauern dominanter und präsenter auf, das Selbstvertrauen nach dem Sieg im Pokal war ihnen deutlich anzumerken. Nach einer vorsichtigen Anfangsphase setzte sich Viktoria Köln, das mit guter Zweikampfführung und Laufbereitschaft zu überzeugen wusste, mehr in der Dortmunder Hälfte fest und kam zu vereinzelten Chancen. Der BVB beließ es erst einmal dabei, defensiv sicher zu stehen und mit Kontern den Erfolg zu suchen. Der wurde dann fast gefunden, in der 35. Minute bekamen die Schwarz-Gelben einen Elfmeter zugesprochen, Claus Costa
Claus Costa» zum Profil hatte Alen Ozbolt
Alen Ozbolt» zum Profil im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht. Den fälligen Strafstoß trat Kapitän David Solga
David Solga» zum Profil, allerdings ahnte Viktoria-Keeper Pellatz
Nico Pellatz» zum Profil die Ecke und konnte parieren. „Das war einfach Intuition. Ich halte den Elfmeter, Wunderlich macht den Ball rein, so muss eine Mannschaft funktionieren“, findet der Schlussmann die einfache Formel für den Sieg. Denn danach ging alles ganz schnell, nur wenige Sekunden und einen Konter später ertönte der Pfiff von Schiedsrichter Benjamin Bläser auf der anderen Seite, dieses Mal hatte Nico Knystock
Nico Knystock» zum Profil den Kölner Reimerink
Jules Reimerink» zum Profil gefoult. Der nur so vor Selbstvertrauen strotzende 1904-Kapitän Wunderlich
Mike Wunderlich» zum Profil verlud Bonmann
Hendrik Bonmann» zum Profil zum 1:0-Pausenstand, der Schock für die Dortmunder war perfekt (36.).
In der zweiten Halbzeit passierte in den Strafräumen lange Zeit nichts, bevor es dann aber so richtig kurios wurde. Dortmund fand besser in das Spiel, beide Mannschaften neutralisierten sich bis Mitte der zweiten Halbzeit weitestgehend im Mittelfeld. Die Schlussphase präsentierte dann ein Feuerwerk an Torchancen und, vor allem, Unfähigkeit, diese sodann auch zu nutzen. Auf Dortmunder Seiten war das Problem bereits vor der Partie bekannt und zieht sich jetzt wie ein roter Faden durch die bisher drei absolvierten Spiele. „Es hat uns das Glück und die Zielstrebigkeit im letzten Drittel gefehlt. Wir schießen zwei Mal den Gegner auf der Linie an, einmal sogar den eigenen Mann“, ist David Wagner nach dem Spiel verzweifelt. Aber auch Viktoria Köln beeindruckte durch konsequentes Versagen in Situationen, in denen der Ball eigentlich schon sicher im Tor war. Sei es eine nicht gut ausgespielte Vier gegen Zwei-Situation, ein Ball, der von der Linie gekratzt wird oder auch die Unfähigkeit, die Kugel aus sechs Metern unbedrängt einzuschieben. Die Zuschauer auf beiden Seiten konnten wohl genauso wenig wie Köln-Verteidiger Markus Brzenska
Markus Brzenska» zum Profil fassen, was in den letzten Minuten passiert ist: „Teilweise war das dann ein bisschen lächerlich, was wir da vorne gemacht haben“.
Für den unschönen Abschluss sorgte dann eine Szene tief in der Nachspielzeit, als Fabio Dias
Fabio Manuel Dias» zum Profil gegen Dortmunds Jon Gorenc Stankovic
Jon Gorenc-Stankovic» zum Profil zu spät kam. Viktoria-Coach Kaczmarek sah die Situation so: „Es war unübersichtlich. Dias geht an zwei Gegenspielern vorbei, wird gefoult, es gibt einen Pressschlag mit einem Dritten, was der Schiri dann gegen uns wertet. Insgesamt waren es eine Menge erhitzte Gemüter.“ Für Stankovic endete die Situation möglicherweise unglücklich, er muss für weitere Untersuchungen geröntgt werden. Gäste-Coach Wagner hingegen will „ein gestrecktes Bein“ gesehen haben und moniert, dass seine „Spieler extrem angegangen“ worden seien. Nach der Situation bildete sich ein Rudel aus Spielern, es wurde geschubst und lautstark diskutiert, am Ende flog Gäste-Spieler Alen Ozbolt noch vom Platz. „Ich habe die vergiftetet Atmosphäre nicht verstanden. Wir sind die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund, wir bemühen uns um einen Ruf, allen Mannschaften und Gegnern entgegen mit dem nötigen Respekt aufzutreten. Es ist nicht zu viel verlangt, das auch von unseren Gegnern zu verlangen“, ist Wagner nach dem Spiel enttäuscht über die Anfeindungen, die nach Abpfiff zwischen Spielern und Verantwortlichen von Borussia Dortmund und Viktoria Köln herrschen.
Am Ende des Spiels steht aber vor allem auch der Eindruck, dass Viktoria Köln ein echter Favorit auf den Aufstieg ist und dass die junge Dortmunder Mannschaft, die nach drei Spielen noch punktlos ist, noch eine Menge Zeit braucht. Abheben tun sie in Köln nach dem gelungenen Saisonstart allerdings nicht. „Wir haben mit der Mannschaft ein klares Ziel ausgemacht: von Spiel zu Spiel marschieren und sehen, dass wir die Punkte holen“, lässt sich Kaczmarek nichts entlocken.
Auf Seiten der Dortmunder hat man natürlich registriert, dass dies eine schwierige Saison werden könnte, Wagner hat aber weiterhin viel Vertrauen in seine Truppe. „Wir sind unzufrieden, das ist Fakt! Aber ich habe ohne Ende Vertrauen in das Talent der Mannschaft. Und ich weiß, dass diese Mannschaft sich mit der Zeit entwickeln wird, wenn – das ist jetzt die große Aufgabe – sie groß und mutig bleibt. Wenn die Mannschaft groß bleibt und Erfolgserlebnisse richtig kanalisiert und analysiert, was auch meine Zuständigkeit ist, wird sie auch Spiele gewinnen und eine gute Rolle spielen. Allerdings: ich warne davor, sich in irgendeiner Sicherheit zu wiegen“, findet er klare Worte. Unterstützung erfährt er dabei auch von seinem Gegenüber: „Dortmund wird sicher noch in ganz andere Gebiete der Tabelle kommen werden, als wo sie jetzt momentan sind.“
Wie schon gegen Verl stand auch Weltmeister Kevin Großkreutz wieder in der Startelf und wusste dieses Mal durchaus zu überzeugen. Mit seinen starken Dribblings auf dem Flügel entlastete er seine Mannschaft immer wieder, seine eigene Leistung wollte er aber nicht bewerten. "Das Wichtigste ist, das mein Knie 90 Minuten durchgehalten hat und die Luft wieder da ist. Das zählt für mich."



















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