Joel Matip kommt pünktlich, nicht eine Sekunde zu spät. Dabei sind Interviews nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung, doch diesmal ist das egal. Schalkes in dieser Saison bester Abwehrspieler nimmt sich viel Zeit und spricht offen über seinen Aufschwung – und auch über seine Gedanken, ob er seinen Vertrag verlängern soll.
Herr Matip, worüber haben Sie sich das letzte Mal so richtig gefreut?
(spontan) Am Wochenende habe ich mit Freunden Playstation gespielt und das eine oder andere Spiel gewonnen. Dann freue ich mich schon sehr, wenn es gegen die Freunde geht.
Sind Sie privat mehr der Spaßvogel oder der ernste Typ?
Ich bin für jeden Spaß zu haben, aber als Komiker würde ich mich jetzt auch nicht unbedingt bezeichnen.
Obwohl Sie schon sechs Jahre dabei sind, weiß man privat wenig von Ihnen. Liegt das daran, dass Sie nicht so gerne Interviews geben?
Das wissen mittlerweile alle, dass Interviews geben nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung ist . Aber es ist schon okay. Wie man sich dabei gibt, hängt ja auch immer ein bisschen davon ab, ob man sich in der Umgebung gerade wohlfühlt.
In dieser Saison haben Sie durch Ihre Leistungen viel Aufmerksamkeit geweckt: Sie sind bisher Schalkes bester Abwehrspieler, dazu noch Torjäger und Tore-Vorbereiter - wie erklären Sie sich das?
Wir sind insgesamt als Mannschaft recht gut gestartet, und dadurch sieht auch jeder Einzelne besser aus. Mir ist in den ersten Spielen zudem auch das eine oder andere Tor geglückt, und das ist nicht schlecht fürs Selbstvertrauen.
Täuscht der Eindruck, dass gerade bei Ihnen die Leistung stark vom Selbstvertrauen abhängig ist?
Ich denke, das ist bei jedem Spieler so, dass vieles mit dem Selbstwertgefühl zusammen hängt. Gesundes Selbstvertrauen gehört einfach dazu - das ist manchmal mehr und manchmal weniger vorhanden.
Freut Sie die Anerkennung, die Sie jetzt genießen, oder geben Sie da nichts drauf?
Es gibt Wichtigeres im Leben, aber natürlich ist es schöner, Anerkennung zu bekommen als Spott und Häme.
Früher hat es gerade bei Ihnen in der Arena auch schnell Pfiffe gegeben. Wie sind Sie damit umgegangen?
Man muss auch dann weiter an seine Qualität glauben und hoffen, dass es besser wird. Aber klar ist auch: Niemand hört gerne Pfiffe gegen sich.
Welche Rolle spielt der neue Trainer André Breitenreiter bei Ihrer guten Entwicklung?
Der Trainer hat die komplette Mannschaft bisher sehr gut geformt, und davon konnte auch ich sehr profitieren. Er hat mir sein Vertrauen geschenkt, es besteht ein guter Kontakt zwischen uns. André Breitenreiter ist fachlich und menschlich top - und dann arbeitet man gerne zusammen. Ich hoffe, dass er lange bleibt.
André Breitenreiter ist bereits Ihr sechster Cheftrainer auf Schalke. Ihr erster war Felix Magath, der Sie im November 2009 als Neuling gleich gegen die Bayern aufgestellt hat.
Daran werde ich mich mein Leben lang erinnern. Ich war noch A-Jugendlicher, hatte vorher nur mit den Profis trainiert und durfte dann gleich von Anfang an spielen. Persönlich habe ich Felix Magath wirklich sehr viel zu verdanken. Aber trotzdem bin ich froh, dass heute André Breitenreiter mein Trainer ist (lacht).
In Ihrem ersten Spiel haben Sie damals gleich ein Tor erzielt. Und das hatte einen ungewöhnlichen Hintergrund...
Ja, denn unser A-Jugend-Trainer Norbert Elgert hatte die Idee, mich vorher einige Wochen im Sturm spielen zu lassen - darauf muss man erstmal kommen (lacht). Ich war dabei auch erfolgreich und habe einige Tore geschossen. Das war eine schöne Zeit, aber es war eben noch in der Jugend. Bei den Profis sehe ich mich nicht im Sturm - das können andere besser. Aber als Verteidiger bin ich immerhin für das eine oder andere Tor gut.
In 168 Bundesliga-Spielen haben Sie als Verteidiger 16 Tore erzielt, mit Kamerun haben Sie schon zwei Weltmeisterschaften gespielt: Das können mit 24 Jahren nicht viele vorweisen. Sehen Sie sich auf Schalke als Führungsspieler?
Ich versuche, vorneweg zu gehen, meine Leistung zu zeigen und dabei vielleicht auch meine Mitspieler mitzuziehen. Ich will hier Verantwortung übernehmen und mir wird auch Verantwortung übertragen - das kann ich so deutlich sagen.
Lesen Sie auf Seite 2: Demnächst steht das Bruder-Duell an: Schalke gegen Ingolstadt




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