Und, ganz wichtig in diesen Tagen: Einen guten Handy-Empfang. Hier lädt Schalkes Manager Christian Heidel (53) zum Exklusiv-Interview mit der WAZ ein.
Herr Heidel, das Drama des Trainingslagers war die Kreuzbandverletzung Ihres Neuzugangs Coke. Wie geht es dem Spieler inzwischen?
Ich habe am Samstag lange mit ihm gesprochen, danach hatte er den Kopf schon wieder etwas weiter oben. Zuerst dankt man ja: Oh Gott, was bedeutet das für uns? Aber man vergisst leicht, was das für den Jungen bedeutet: Der wechselt den Klub, kommt in ein fremdes Land, wo er keinen kennt, und nach zwei Tagen liegt er da und ist verletzt. Wir werden keinen neuen Spieler für ihn holen - da hätte ich Coke gegenüber ein schlechtes Gefühl. Er kommt ja spätestens zur Rückrunde zurück, aber wir hoffen früher.
Wird das zumindest angerissene Kreuzband operiert?
Das steht noch nicht fest. Wir haben die Bilder von seinem verletzten Knie einigen Spezialisten geschickt und werden die Entscheidung nach deren Urteil treffen.
Sie selbst sind jetzt seit fast drei Monaten auf Schalke. Im Trainingslager gab es einmal Christian-Heidel-Sprechchöre von den Fans. Das schien Ihnen fast peinlich zu sein…
Der Eindruck ist richtig, weil ich das nach so kurzer Zeit auch noch gar nicht verdient habe. Ich freue mich riesig, wenn die Mannschaft gefeiert wird, doch mir persönlich ist das ein bisschen unangenehm. Ich glaube aber, die Zuneigung ist ein Zeichen, dass die Leute verstanden haben, was wir hier künftig machen wollen, und dass sie auch zu unserem Weg stehen.
Ist Schalke so, wie Sie das jahrelang von außen wahrgenommen haben?
Das muss man differenzieren. Diese Emotion und diese Größe habe ich mir so vorgestellt, aber ich wusste nicht, wie es sich anfühlt, wenn zum Beispiel in Mittersill quasi der ganze Ort für eine Woche von unseren Fans eingenommen wird und fast an jedem Balkon eine blau-weiße Fahne hängt. Den Verein an sich habe ich anders erwartet.
Inwiefern?
Die Wahrnehmung von außen ist: Typisch Schalke steht für Chaos. Aber diese Wahrnehmung müssen wir ändern, denn sie entspricht einfach nicht der Wahrheit. Ich war sehr, sehr positiv überrascht über diese Vereinsstruktur, wie alles aufgebaut ist. Vom Marketing über die Medienarbeit bis hin zu den Finanzen. In manchen Bereichen muss ich sagen: Besser geht es nicht. Wir haben uns zu meiner Zeit in Mainz alle Mühe gegeben, den Verein bestmöglich aufzustellen. Aber hier auf Schalke habe ich Dinge kennengelernt, die ich in Mainz auch gerne gehabt hätte - von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt. Außerdem habe ich gedacht, dass man mir auf Schalke mit mehr Skepsis begegnet.
Nach dem Motto: Was will der aus dem kleinen Mainz?
Ja, genau. Vielleicht habe ich die richtige Ansprache mit den Leuten gewählt, dass man nach sehr kurzer Zeit mir gegenüber sehr offen und ehrlich war - ich bin nicht als Oberlehrer und Besserwisser gekommen. Ich finde, dass auf Schalke eine sehr familiäre Atmosphäre herrscht - und die brauche ich auch. Das hängt mit den Leuten zusammen, die sich von den Mainzern gar nicht so sehr unterscheiden.
Woran machen Sie das fest?
Das merke ich an meinem Wohnort in Essen, angefangen vom Briefträger bis zu vielen anderen Menschen. Und auch in Gelsenkirchen in der Innenstadt. Manche haben mir gesagt: Da brauchst du gar nicht hinzugehen. Es hat mich aber trotzdem interessiert, also bin ich in die Stadt gegangen und im Kaufhof beim Friseur gelandet.
Das müssen Sie erzählen.
Vor der Mitgliederversammlung wollte ich zum Friseur, in Mainz hat jeder Friseur samstags bis um sechs Uhr geöffnet, aber hier ist das nicht so. Der einzige Friseur, der geöffnet hatte, war im Kaufhof, und so bin ich dahin gegangen. Die Leute haben mich zwar etwas ungläubig angeguckt, aber das ist egal. Ich war jetzt auch schon zum zweiten Mal da. Danach habe ich mich in ein Cafe gesetzt, habe mir die Gelsenkirchener Innenstadt angesehen und einmal alles beobachtet. Es ist nicht die Kö, das stimmt. Aber die brauche ich auch nicht. Mit den Menschen hier werde ich klarkommen.
Hat die Schalker Mannschaft Ihre Erwartungen erfüllt?
Ich muss zugeben, dass ich gedacht habe: Das ist eine junge Mannschaft, in der die Spieler alle viel Geld verdienen und die Nase vielleicht etwas hoch tragen - aber das ist überhaupt nicht der Fall. Ich finde, dass das eine sehr angenehme, auch pflegeleichte Mannschaft ist - zumindest Stand jetzt. Eine Mannschaft, die auch in Mittersill ohne jegliches Murren trainiert hat. Und eines weiß ich: Markus Weinzierl hat sehr, sehr hart trainiert. Ich habe auch den Eindruck, dass die Spieler an das glauben, was wir machen - auch das ist wichtig. Das einzige, wovon ich negativ überrascht war, waren die infrastrukturellen Arbeitsbedingungen für die Mannschaft zu Hause auf Schalke. Aber da sind die Veränderungen schon eingeleitet.
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