Denn der Mannschaft um Jens Lehmann, Olaf Thon, Jiri Nemec und Marc Wilmots hat man anfänglich kaum zugetraut, die Anfangsrunden im ersten europäischen Wettbewerb nach 19 Jahren zu überstehen. Und dann dieser Höllenritt durch Europa, der bis nach Mailand führen sollte. Und dort – im legendären zweiten Endspiel gegen Inter – den Pokal nach Gelsenkirchen bringt.
In sechs Folgen wollen wir an die Kapitel von Roda bis San Siro erinnern und damit einen Beitrag leisten zu all den Jubiläums-Veranstaltungen der kommenden Wochen. Erinnerungen an unvergessliche, dramatische Fußball-Wochen im Revier, an die Eurofighter und den wohl größten Erfolg der Schalker Vereinsgeschichte.
Hinspiel
Noch lange nach dem Abpfiff herrschte im Parkstadion, das nur wenige der 56.000 Zuschauer verließen, eine besondere Stimmung: Laut, aber irgendwie auch andächtig, ein Fahnenmeer in Blau und Weiß. Als wäre allen bewusst, dass sie mehr als nur einem 1:0-Sieg ihrer Schalker beigewohnt hatten, sondern einem historischen Ereignis.
Mit dem Sieg durch einen beherzten Schuss von Marc Wilmots hatten die Schalker vielleicht kein optimales, aber ein brauchbares Ergebnis für das Rückspiel in 14 Tagen in Mailand erzielt. Wieder einmal war es so enorm wichtig, dass „die Null stand“, wie Huub Stevens es immer wieder gefordert hatte. Dass bei sechs Spielen im Wettbewerb im Parkstadion nunmehr bei sechs Siegen das Torverhältnis bei 11:0 stand, verdeutlichte noch einmal, wie stark diese Schalker Defensive war. Da war es keinesfalls eine ausgemachte Sache, dass der haushohe Favorit aus Mailand im Rückspiel zu den zwei erforderlichen Toren kommen würde.
Während der 90 Minuten hatten sich beide Teams weitgehend neutralisiert. Die Gäste wirkten mit ihren flinken Spitzen Ganz und Zamorano, die schon weit in der Schalker Hälfte mit einem brutalen fore-checking begannen, jederzeit gefährlich, ohne die blau-weiße Abwehr knacken zu können. Schalke versuchte es lange mit Marc Wilmots als einziger Spitze. Später gesellte sich Martin Max hinzu. Unter dem Strich war der knappe Erfolg am Ende ein wenig glücklich.
Aber danach fragte unter den restlos beseelten 56.000 Schalke-Tifosi am Ende niemand mehr. Sie hatten nun eine Hand am Pott. Mehr zählte an diesem Tag nicht.
Rückspiel
Es war sicher nicht nur für Charly Neumann „der schönste Tag in meinem Leben“. Mehr als 20.000 Schalker waren mit nach Mailand gekommen, 30.000 verfolgten das Drama auf einer Großleinwand im Parkstadion. Und unzählige Fans waren am TV dabei und erzitterten den größten internationalen Erfolg der Schalker Vereinsgeschichte. Der Sieg im Elfmeterschießen beim favorisierten Team von Inter Mailand ließ niemanden kalt. Selbst Bundestrainer Berti Vogts, der sich bei den bisherigen Auftritten der Schalker rar gemacht hatte, kam in die Kabine geeilt und gratulierte persönlich.
Erst in der 85. Minute hatte die Daueroffensive der Mailänder doch noch zum Gesamt-Ausgleich geführt. Und in der Verlängerung boten sich Inter, trotz des Platzverweises für Fresi in der letzten Minute der regulären Spielzeit, noch einige Chancen, die Entscheidung herbeizuführen. Aber Schalke bewies Löwenmut und stahlharte Nerven. Im Elfmeterschießen hießen die Helden Jens Lehmann und Marc Wilmots. Der eine parierte direkt den ersten Elfmeter der mailänder durch Zamorano, der andere verwandelte den letzten souverän zum 4:1-Endergebnis. Was danach kam, wird in dieser Ausprägung auch das ehrwürdige Giuseppe-Meazza-Stadion selten erlebt haben. Blau-Weiße Glückseligkeit schwappte über und zog selbst die Inter-Fans in ihren Bann. Der „Mythos“ Schalke bekam eine neue Dimension. Für Spieler, Verantwortliche und Fans war dieser 21. Mai 1997 ein unvergessliches Ereignis. Ein Team hatte an diesem Abend Geschichte geschrieben, an das sich nicht nur S04-Fans noch in Jahrzehnten erinnern würden.
Auf der Seite 2: Fans erinnern sich




Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.
Login via Facebook
Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung