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Mythos braucht keine Schale
Der emotionalste Moment in dieser magischen Nacht von San Siro war nicht um 23.35 Uhr, als Wilmots den vierten Elfmeter versenkte und wir den Pott hatten, sondern die fünf Minuten nach dem 1:0 für Inter bis zum Ende der regulären Spielzeit.
Zunächst diese Lähmung, 300 Sekunden vor Schluss dieses Tor von Zamorano zu fangen. Wie das Stadion bebte, der ohrenbetäubende Lärm der Tifosi, unsere Niedergeschlagenheit auf den Rängen, die zwei bis drei Minuten währte, bis dann Huub Stevens Charly Neumann in die Kurve schickte, der mit den Armen fuchtelte und irgendwelche genialen Schalker Jungs dann anfingen, ein nie gehörtes Lied zu singen: „Wir sind stolz auf unser Team, FC Schalke“ – und damit genau das Signal setzten: „Die Mannschaft darf hier verlieren. Es ist geil, ein Schalker zu sein, egal, wie das jetzt hier ausgeht.“
Ich habe noch nie so viele Erwachsene heulen gesehen, wie in diesem Moment. Es war wie das Erwachen eines totgeglaubten Körpers. Und die auf dem Feld haben das auch gemerkt, wie plötzlich Niedergeschlagenheit sich in (zunächst) Trotz und (dann) Stolz verwandelte.
Deshalb gilt für mich persönlich: Ich muss keine Meisterschaft feiern. Ein Mythos braucht keine Schale.
Ferhat Cato




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