Unglaublich, aber wahr! Der Aufsteiger wurde schon vor der Saison von vielen Experten als Prügelknabe der Liga und erster Absteiger tituliert. Nach dem 1:6 am ersten Spieltag bei Fortuna Düsseldorf II und zwei weiteren Niederlagen gegen Wuppertal (0:3) und Uerdingen (1:2) fühlten sich viele Regionalliga-West-Kenner bestätigt. Nach dem Motto: "Wusste ich doch. Wegberg-Beeck hat in dieser Liga keine Chance!"
Rund drei Monate später muss man sich beim Vorjahresmeister der Mittelrheinliga schon fast entschuldigen. Die Mannschaft von Erfolgstrainer Friedel Henßen lehrte in den letzten Wochen Rot-Weiss Essen (1:1), Borussia Dortmund II (1:1) und zuletzt auch Titelkandidat SV Rödinghausen (3:1) das Fürchten. Wir haben uns mit Henßen über die bisherige Saison des Klubs und vor allem das Erfolgsgeheimnis unterhalten.
Friedel Henßen, Hand aufs Herz: Hätten Sie nach den ersten drei Spieltagen geglaubt, dass Wegberg-Beeck Mitte Oktober vor Klubs wie Aachen oder Essen liegen würde?
(lacht) Vor diesen beiden vielleicht nicht. Ich hätte die Alemannia und RWE viel weiter vorne erwartet. Aber: Ich habe an meine Mannschaft geglaubt. Die ersten drei Niederlagen haben mich gar nicht überrascht. Wir hatten nach unserem Aufstieg eine sehr, sehr kurze Pause und einige Verletzte zu Beginn der Saison. Wir waren einfach nicht fit. Da wäre es sehr überraschend gewesen, wenn wir besser aus den Startlöchern gekommen wären. Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert und hart gearbeitet. Das ist der Lohn für unsere Arbeit.
Shpend Hasani und Sahin Dagistan haben alleine zwölf von den 17 Saisontreffern Ihrer Mannschaft geschossen. Sind das die Erfolgsgaranten für den Lauf Ihres Teams?
Nein, so würde ich das nicht sagen. Natürlich sind Shpend und Sahin sehr wichtig für die Mannschaft. Aber wir haben Spieler wie Joshua Holtby, ohne die die beiden Stürmer nicht so gut aussehen würden. Mit Sascha Tobor haben wir einen Neuzugang während der Saison erhalten, der uns noch flexibler macht. Und alle anderen sind nicht minder wichtig und ein großer Teil des Erfolgs. Alles geht bei uns nur über die Mannschaft. Wir wissen, wo wir herkommen und bleiben weiter demütig.
Demut ist ein gutes Stichwort: Ist es richtig, dass die Spieler des FC Wegberg-Beeck ihre Sachen noch selbst waschen müssen?
Natürlich, wir sind Amateure, Feierabendfußballer. Bei uns kommt keiner mit dem Kulturbeutel zum Training. Die Jungs kommen alle mit der Trainingstasche zum Training. Sie haben nur einen Spind in der Kabine, wo sie ihre Schuhe lassen können. Apropos Schuhe: Ich glaube, dass wir der einzige Verein in der Regionalliga West sind, bei dem sich die Spieler die Schuhe noch selbst kaufen müssen. Dafür gehen ja auch alle noch arbeiten (lacht).
Was war für Sie persönlich bislang das Highlight der Saison?
Der Sieg über den SV Rödinghausen! Wir haben gegen eine absolute Spitzenmannschaft, in der richtig gute Spieler im Kader sind, verdient gewonnen. Wir sind auch noch in der 80. Minute viele Meter gegangen und wurden nicht müde. Das hat mich Stolz gemacht. Aber ich wiederhole es gerne: Wir haben noch nichts erreicht und werden weiter hart arbeiten.
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