„Wenn man bei einem abstiegsbedrohten Gegner spielt, es für einen selbst nicht mehr um sehr viel geht und man dann nach ein paar Minuten mit 0:1 hinten liegt, sollte man glauben, dass die Mannschaft dann zusammenbricht", grübelte Berge über den Verlauf der 90 Minuten vor 641 Fans im Stadion Heidewald. "Wir sind mit dem 1:0 optimal ins Spiel gestartet und hätten durch Cyrille Florent Bella später das 2:0 machen können", erinnert sich FCG-Trainer Alfons Beckstedde. Was nach der Kopfball-Führung durch den Brasilianer Ricardo Borba (4.) nicht passierte. Kamil Bednarski glich nach der Pause aus (59.), Manuel Schulitz (83.) und der Foulelfmeter von Kapitän Elvir Saracevic (87.) entschieden das Match für das Revierteam.
ETB: Ritz – Schulitz, Losing, Jost, Schulz – Hecht (75. Grallert), Vladi (75. Westerhoff), Saracevic, Sous, Bednarski – Ouro-Akpo
Schiedsrichter: Dominik Nowak (Bottrop)
Tore: 1:0 Borba (4.), 1:1 Bednarski (59.), 1:2 Schulitz (83.), 1:3 Saracevic (87. / Foulelfmeter)
Zuschauer: 641
Gelb-Rote Karte: Flock (54. / wiederholtes Foulspiel)
Nach einer durchwachsenen ersten Halbzeit zeigte sich der Gast nach dem Wiederanpfiff stark verbessert, während Gütersloh den anderen Weg wählte. Beckstedde frustriert: "In der ersten Halbzeit haben wir kaum Chancen zugelassen, obwohl Essen die spielbestimmende Mannschaft war. Wenn wir das 2:0 gemacht hätten, wäre die Partie sicherlich anders verlaufen." Hätte, wenn und aber sind Mutmaßungen, die an der Realität vorbeigehen.
Profit schlug der ETB, trotz optischer Überlegenheit in der ersten Halbzeit, erst in Druchgang zwei. Bednarskis Freistoß aus 45 (!) Metern – den kein Spieler mehr berührte – in die linke Torecke war mehr als ein Signal. "Meine Mannschaft hat klasse gespielt und sich nicht hängen lassen", lobte Berge zurecht, "wir hatten vor allem in der zweiten Halbzeit eine Menge Torchancen." Den Bock stieß erst Bednarski um, Schulitz ließ sich dann mit Hilfe des Innenpfostens nicht lumpen, bevor dann Bednarski als gefoulter Akteur an der Klärung der Situation nochmals entscheidend beteiligt war.
Gütersloh schwächte sich bereits in Minute 54 selbst, als Routinier Dirk Flock gelb-rot nach wiederholtem Foulspiel verfrüht duschen ging. Beckstedde: "Die Situation war für uns nicht einfach, da wir einige Spieler ersetzen mussten. Unser großer Nachteil war, dass wir so lange mit zehn Mann spielen mussten." Berge fand weiter feiernde Worte: "Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen. Wir waren wirklich gut, der Platzverweis hat uns natürlich in die Karten gespielt.“
Auch Berge musste auf Akteure verzichten: André Heitmeier (Patellasehnenriss) und Sascha Höhle (Mittelfußbruch). Dazu kam der Fall Tom Schikora - kürzlich mit Vertragsverlängerung - den der Fußball-Lehrer in Richtung Zweitvertretung verbannte. Ein Nebenkriegsschauplatz, der sicherlich in den nächsten Tagen nochmals Thema wird.
Am Sonntag galt nur der Dreier: "Es war für uns ein toller und wichtiger Sieg. Wir können jetzt die nächsten Wochen beruhigter angehen", bilanzierte Berge. Von entspannter Beschaulichkeit kann Beckstedde nur träumen, schließlich warten er und die Mannschaft seit über zwei Wochen auf die Februar-Gehälter. Alles Umstände, die sichtlich nicht leistungsfördernd sind. Der Coach blieb jedoch sachlich und ehrlich: "Die bessere Mannschaft hat aber gewonnen.“

