VfL Kupferdreh 65/82

1:2

DJK St.Winfried-Kray 1965 II


Nicht der Sport, den ich liebe... (Homepage VfL Kupferdreh)

Nicht der Sport, den ich liebe...
27.08.2017
VfL Kupferdreh I – DJK Winfried Kray II 1:2 (0:0)
2. Spieltag, Sonntag, 27.08.2017, 11:00 Uhr
Hammerjungs: Naumann – Hainold, Renell (C), Voßbeck, Gallego (46. Henn) – Grundmann (54. Lampey, rot: 90.+2), Hitpass, Gonzalez – Rustemov (46. Barrotta), Schaaf – Strub (Bank: Palm, Schmitz)
Tore: 0:1 (77., FE), 1:1 Schaaf (83.), 1:2 (88.)
Bes. Vork.: Rote Karte für Kray (88., 88., 90.+2)

Wie schon beim 2:2 der Aufsteiger aus Kray gegen Heisingen am vergangenen Sonntag (Link: https://www.facebook.com/heisingersv/posts/10154601716220738) geriet auch beim Gastspiel am wunderschönen Eisenhammer das Sportliche – besonders zu Ende des Spiels – meterweit in den Hintergrund. Dass das sportliche Ergebnis dann auch noch auf die Art und Weise sein Ende nahm, macht das Ganze noch eine Spur ärgerlicher.

Natürlich ist es einfach, auf die Gäste drauf zu hauen, alle in einen Sack zu stecken und zu sagen, man treffe in jedem Fall den Richtigen. Den Schwarzen Peter ausnahmslos an die Wendelinstraße zu schicken und die Schuld weiter zu geben. Sprich: Die absolute Opferrolle einzunehmen, wie das gerne getan wird, wenn der Gegner mehrere Platzverweise bekommt und scheinbar grotesk unverdient als Sieger vom Platz geht. Versuchen wir, es ein bisschen differenzierter zu betrachten.

Aber chronologisch: Das Spiel begann mit Verspätung, da die Hammerjungs auf die farbpigmentorisch unterprivilegierten (Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Rot-Gr%C3%BCn-Sehschw%C3%A4che) Spieler im Kader Rücksicht nehmen mussten und von Rot-Schwarz auf Blütenweiß wechselten.

In der ersten Hälfte passierte... nichts. Beide Mannschaften schossen ungefähr so oft aufs Tor wie
eine durchschnittliche Handballmannschaft, Fehlpässe zierten beide Seiten, das Spiel war zerfahren durch viele Fouls und Ungenauigkeiten, die Defensive war ihren Vorderleuten beiderseits weit überlegen. Kurzum: Eine Halbzeit, die auch kein Tor verdient hatte.

Rückblickend betrachtet wäre es aber schöner gewesen, noch eine zweite Halbzeit von dem Kaliber der ersten gehabt zu haben. Auch wenn diese Halbzeit für den Zuschauer, ob neutral oder parteiisch, einer Zumutung gleichgekommen sein durfte, nicht einmal eingedenk der ruppigen Szenen, war der zweite Durchgang alles, nur keine Werbung für den Fußballsport. Was jetzt heuchlerisch als Ode an die Fußballromantik rüber kommen dürfte, soll uns nicht auch aus der Verantwortung nehmen. Wenn ein Spiel eskaliert, gehören immer zwei Mannschaften dazu. Egal, wie ungerne man das hören mag. Manches hat sich im Fußball eingebürgert, das nicht Teil dieses Sports sein darf, aber auf ausschließlich jedem Platz von der Kreisliga bis zur Champions League Alltag ist. Im Besonderen ist das natürlich der Umgang mit dem Schiedsrichter. Furchtbar, diese ständigen Meckereien mit dem Unparteiischen, der seine Freizeit darauf verwendet, zweiundzwanzig Leuten überhaupt ein Fußballspiel zu ermöglichen. Denn: Ohne Schiri hätte das heutige Spiel keine fünfzehn Minuten stattfinden können. Exemplarisch dafür eine Szene in der Mitte der ersten Hälfte: Einem normalen Luftzweikampf folgt ein ruppiger. Schwarz foult, Weiß beschwert sich. Lautstark. In einer Unterhaltung in der Halbzeit mit dem Mann an der Pfeife teilte er uns mit, dass er den Krayer schon dort des Platzes verwiesen hätte, wenn unser Spieler ruhig geblieben wäre. Ist er aber nicht. Deshalb nur Freistoß. Generell war der Schiedsrichter trotz objektiv betrachtet einiger Fehler (zu Ungunsten beider Mannschaften übrigens) mit seinem Fingerspitzengefühl und seiner Deeskalation noch einer der besten auf dem Platz.

Nebenbei wurde noch Fußball gespielt. In Hälfte Zwei gab es mehr Chancen als im Durchgang davor, was auch an Gio lag, der sicherlich ein belebendes Element war. Beispielsweise in Minute 65: Nachdem Julian auf die Reise geschickt wird, setzt er den Trainingsinhalt der letzten Woche perfekt um und legt auf Gio ab, der aber im Strafraum zu Boden geht und nicht zum Abschluss kommt – zu wenig für einen Elfer, befindet der Referee. Kurz vorher hatte Kevin einen gefährlichen Angriff der Gäste beendet, indem er mit perfekter Grätsche im Sechzehner nicht nur den Vorstoß unterband, sondern sogar den Gegenspieler so anschoss, dass Christian abstoßen durfte.

Die Chance des Spiels hatte derweil Dustin. Noch beim Stand von 0:0 und großer Chancenarmut schickt Gaga mal seinen Bruder Steffan lang auf die Reise. Der Neuner legt, schon in Strafraumnähe, mit dem Kopf in den Lauf des läuferisch wieder sehr starken Dustin. Der 21-Jährige geht ein paar Schritte und sieht sich Auge in Auge mit dem herauseilenden Torwart. Statt des sicheren Schusses in die Ecke entscheidet er sich für den Lupfer. Gar kein schlechter Heber, aber mit einem Weltklasse-Reflex ist der Schlussmann des Gastes mit ausgefahrenem Krakenarm da und fischt das Ding irgendwie raus. Zuletzt scheiterten Gio und Steffan mit Distanzschüssen, die beide womöglich eine bessere Alternative gehabt hätten.

Wäre man in der 75. gekommen, hätte man nichts verpasst. Jetzt wurde das Spiel richtig heiß. Der Schiedsrichter musste die Partie immer häufiger unterbrechen, die Emotionen kochten so langsam hoch. Mit kaum einer Abseits-, Freistoß- oder Eckball-Entscheidung zeigte man sich einverstanden. Während die Terminologie normalerweise ist „wir ließen uns von den Assis provozieren“, sollte man wohl lieber sagen: Kray setzte zwar einen Großteil der unsportlicheren Szenen, wir ließen uns aber darauf ein statt einfach nur wegzugehen und setzten auch den ein oder anderen Akzent. So ehrlich muss man sein. Wie gesagt: Es gehören immer zwei dazu. Genauso lassen sich nicht alle Krayer über einen Kamm scheren und gehören als unbelehrbare Unruhestifter abgestempelt. Doch während manch ein Winfried-Akteur sich bewusst zurückhielt, gerieten mehrere Krayer immer mehr in den Fokus und stichelten übergebührlich, legten sich mit Gegnern, Unparteiischem oder sogar Mitspielern an.

Ein riesiges Aufgebot gab es dann, als der Schiedsrichter auf Foulelfmeter befand. Eine ganze Delegation Krayer war beim Unparteiischen und redete ununterbrochen auf ihn ein. Man hätte den Eindruck haben können, er hätte gerade dem VfL einen Strafstoß zugesprochen und gleichzeitig einen Winfrieder runtergeschmissen. Dabei hatte der Schiedsrichter auf Elfmeter für den Gast entschieden. Ich kann nur mutmaßen, dass man sich um eine härtere Bestrafung für „Übeltäter“ Gio bemüht machen wollte; doch aus meiner Sicht konnte man schon mit dem Elfmeter an sich zufrieden sein, schließlich hatte man die Möglichkeit, ohne nennenswerte Chance eine Viertelstunde vor Schluss überraschend in Führung zu gehen. Darüber hinaus war der Elfer zwar gut vertretbar (wenn auch nicht hundertprozentig, aber man konnte sich aus unserer Sicht nicht unbedingt beschweren – haben wir auch nicht, zumindest nicht so lang wie der Gegner), aber niemals eine gelbe Karte. Nachdem sich die kleine Versammlung „Jugend debattiert“ aufgelöst hat, ertönt der Pfiff, der Elfer ist freigegeben. Christian entscheidet sich für seine rechte Ecke und... hat das Nachsehen, der Ball zappelt cool verwandelt im anderen Eck (77.).

Auch wenn wir wirklich kein Spiel ablieferten, das in der Kreisliga B drei Punkte verdient hätte, war der Rückstand des Guten zu viel. 0:0 wäre das gerechte Ergebnis zweier fußballerisch heute nicht durchschlagenden Mannschaften gewesen. Doch der interessante Teil des Spiels hatte gerade erst begonnen, das Match hatte noch die ein oder andere Überraschung und Wendung parat. Neben dem fast schon obligatorischen Zeitspiel (dagegen sage ich gar nicht mal etwas; wenn es sich im Rahmen hält, ist das schon verständlich, außerdem signalisierte der Spielleiter, dass all das nachgespielt würde) häuften sich wieder die Nickligkeiten, immer vermehrt von Krayer Seite, das wir aber auch nicht resolut genug ignorierten und unser Spiel weiter aufzogen. Unser Spiel aufzuziehen gelang dann aber in der 83. doch noch. Julian bekommt in seinem ersten Pflichtspiel für die Hammerjungs einen unwegsamen Ball auf Hüfthöhe, macht aber viel daraus und schickt Dustin auf die Reise. Der lässt sich nach Außen abdrängen, bringt dann aber die Kugel in den Rückraum auf den mitgerückten Julian. Die Nummer 21 macht dann seinem Ruf als „Schaafschütze“ alle Ehre und schießt die Kugel kompromisslos und abgezockt aus kurzer Distanz in die untere Ecke. Der verdiente Ausgleich – beziehungsweise die verdiente Egalisierung der Krayer Führung. Auch zu dem Zeitpunkt hatte noch keine Mannschaft den Sieg richtig verdient. Für einen kurzen Moment wurde dann aber Fußball gespielt. Beide Teams gingen auf den Sieg. Die größte Möglichkeit dazu hat dann der Gast. Der schnelle Stürmer kann eine Unachtsamkeit unseres Defensivverbundes ausnutzen und kommt ins Eins gegen Eins mit Vossi. Der macht das erst gut und verschafft seinen Verteidigerkollegen die Möglichkeit nachzurücken, hat dann aber das Nachsehen und zieht mit einem Textilvergehen das taktische Foul. Natürlich ist das nicht „nett“, aber dafür gibt es halt Regeln. Zack, gelbe Karte, Freistoß, fertig. Normalerweise. Doch noch während Vossi festhält, schlägt der um seine Torchance gebrachte Stürmer unseren Innenverteidiger rabiat weg – was mit keiner der vorgebrachten Erklärungen entschuldbar ist („Der hält mich fest, was soll ich denn machen?“ Stehen bleiben vielleicht? Oder die Ausrede, die er vor dem Schiedsrichter vorbrachte: „Ich habe gar nicht gesehen, dass da einer war.“, was der Schiri ihm auch schon deshalb nicht glaubte, da er ja erwiesenermaßen festgehalten wurde.). Dem Unparteiischen bleibt nichts anderes übrig, als den roten Karton herauszuholen. So nachvollziehbar die Reaktion menschlich gesehen vielleicht auch ist, so glasklar ist auch, dass das schlicht und ergreifend eine Tätlichkeit ist und somit zum Platzverweis führt. Den letzten Punkt aber will der Gast, der im Übrigen dem an der Seitenlinie in stoischer Ruhe stehenden Tim vorgeworfen hatte, „keine Ahnung vom Fußball“ zu haben, nicht akzeptieren und diskutiert, lamentiert und hadert so sehr mit dem Schiedsrichter, dass er dieser direkt den nächsten Spieler vorzeitig duschen schickt. Hier ein Lob an unsere Mannen: Da haben wir uns sehr gut zurückgehalten und uns nicht auch noch ermuntern lassen, ein ausgiebiges Quätschchen zu halten.

„Eigentlich muss daraus jetzt ein Tor fallen“. Sagt der Fußballphilosoph. Schließlich geschah zuerst das unstrittige Foul, bevor sich der Gast selbst dezimierte. Folgerichtig ist die Spielstrafe ein direkter Freistoß für Winfried Kray. Dass sich ein vom Platz gestellter Spieler darüber wundert, dass „der [Schiedsrichter]* uns erst runterschmeißt und dann uns auch noch einen Freistoß gibt“, verwundert noch mehr, da genau dieser Spieler ja Tim mangelnde Regelkenntnis vorgeworfen hatte. Wie der Fußballphilosoph meint auch Chef-Trainer Fabi, dass die Krönung wäre, wenn wir jetzt noch gegen neun Mann verlieren würden. Es kommt, wie es kommen muss. Wir lösen die Mauer auf, der Ball bahnt sich genau dadurch seinen Weg und lässt den bemitleidenswerten Christian wie einen begossenen Pudel zurück. Der Torschütze lässt es sich nicht nehmen, mit einer sexuell eindeutigen, obszönen Geste einen besonders sympathischen Gruß an die VfL-Bank zu senden.

Kupferdreh jetzt noch zielstrebiger. Drei Sekunden nach dem Anstoß sind nur noch Vossi und Christian in der eigenen Hälfte, der Rest versucht, den langen Ball abzufangen, den der Innenverteidiger schlägt. Für's Erste abgefangen. Doch der VfL-Zug rollt immer weiter. „Lange Halle, Wuppertal“ ist die Devise. Die Zielspieler werden gesucht, aber nicht gefunden, Kray kann sich aber in doppelter Unterzahl nicht befreien. Nächster Versuch, abgefangen, Einwurf Weiß. Dennis möchte einwerfen, ihm steht aber ein vorwitziger Krayer im Weg, der die Hände hoch nimmt und mit aller Macht den Einwurf verhindern möchte. Dennis wirft ihm auf den Kopf, worüber der Gegenspieler sich (objektiv nicht wirklich verständlicherweise) beschwert. Statt einer schnellen Spielfortführung des VfL, dem die Zeit davon läuft, kommt es wieder zu Auseinandersetzungen. Schwer zu sagen, von wem sie ausgehen, in jedem Fall aber unnötig. Nach einer undurchsichtigen Szene werden weitere zwei Spieler des Feldes verwiesen, darunter diesmal auch ein Kupferdreher: Pumba muss runter. Gio wird übrigens im Nachgang die rote Karte (fälschlicherweise!, kostet trotzdem) aufgeschrieben.

Für den letzten Freistoß kommt auch noch Christian mit in den Strafraum, der mit 17 Spielern seltsam leer ist, dafür, dass bis auf den Freistoßschützen alle Spieler drin sind. Auch der Freistoß verpufft im Nichts, das Spiel ist vorbei. Ganz bittere Kiste, die unter fußballerischen Aspekten genauso deprimierend ist wie unter nicht-fußballerischen.

Dass besonders im Spielaufbau heute erhebliche Mängel festzustellen waren, ist natürlich blöd. Wäre es dabei geblieben, hätte ich das geschrieben, wir hätten im Training daran gearbeitet, das im nächsten Spiel vielleicht besser gemacht und heute entweder drei glückliche Punkte geholt, ein verdientes Unentschieden mitgenommen oder womöglich auch unglücklich verloren. Das ist Sport wie ich ihn mir vorstelle. Aber diese Paarung macht den Spielbericht dann länger als er verdient hätte. Und sorgt dafür, dass man eine fußballerisch unterklassige Partie doch noch länger im Gedächtnis behalten dürfte. Der Ausfall von Pumba ist ärgerlich. Wir müssen auch an unserer Einstellung und unserem Temperament arbeiten, deutliche Worte sprechen, aber ich gehe davon aus, dass sich das Thema für uns damit erledigt haben wirdmund uns nicht über die gesamte Saison begleiten wird. Anders sehe ich persönlich, aber so objektiv wie möglich, die Situation beim DJK. Dort scheint das Problem tiefer zu sitzen. Der Kader wird in den nächsten Wochen um mindestens drei Spieler reduziert sein, was erst einmal ersetzt werden möchte. Es ist aber zu erwarten, dass sich solche Eskapaden trotzdem wiederholen könnten, was den Saisonverlauf nachhaltig in Unruhe bringen zu können. Kleine Notiz am Rande: Sollten drei Spiele der Mannschaft abgebrochen oder abgesagt werden, etwa weil die Leute fehlen (gesperrt oder aus Unlust, weiter in der Mannschaft zu spielen), werden alle vergangenen und zukünftigen Spiele annulliert. So auch dieses. Es bleibt aber zu hoffen, dass ich mit meiner Prognose falsch liege und auch der Gegner von solchen Mäzchen Abstand gewinnt, die Mannschaft sich ein Beispiel an dem überwiegenden, fairen Teil orientiert und die Saison beendet. Man kann ja mal eine gelbe Karte bekommen. Vielleicht auch mal eine Rote wegen Notbremse oder so. Aber irgendwann ist das Maß voll.

pp


*Der Wortlaut wurde jugendgerecht geändert.