Fünf Gegentore in 17 Minuten – schöne Grüße nach Hamburg
VfL Kupferdreh I – SuS Niederbonsfeld I 0:6 (0:1), 14. Spieltag, Sonntag, 06.11.2016, 11:00 Uhr
Hammerjungs: Plohmann – Marcow, Kohlmann (C), Henn, Winkler – Grundmann (65. Gonzalez), Renell, Hitpass (55. Rustemov), Gajewski – Witt (68.Rzepala)
Tore: 0:1 (32.), 0:2 (47.), 0:3 (54.), 0:4 (57.), 0:5 (62.), 0:6 (65.)
Hasse Scheiße am Schuh, hasse Scheiße am Schuh. Das ist so und wird auch so bleiben. Leider. Bezeichnend für das heutige Spiel zwei Szenen: Die erste mutet ganz harmlos an. 16 Minuten gespielt, Schuss aus der zweiten Reihe. Drüber. Weit drüber. Sogar über den Zaun. Kreisliga halt. Kostet. Nächster Ball. Fertig. Aber nicht beim VfL. Der langzeitverletzte Kevin, der heute seine Freundin als Betreuerin vertrat (So viel zum Thema „Kreisliga“...), nahm den nächsten Ball und schoss ihn in Richtung des Tores, noch nicht einmal schlecht, die Richtung sogar ziemlich gut. Der Ball tupft kurz vor der Tor auf – und fliegt ebenfalls über den Zaun. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen... Der nächste Ball fand seinen Weg zum Torwart und das Spiel konnte endlich mit Abstoß fortgesetzt werden.
Zweite Szene: „Jungs, wir spielen genauso weiter wie in der ersten Hälfte, halten das 0:1 noch ein wenig und dann kommt der Djemail gleich und bringt Schwung in die Partie“. Das waren die Worte von Fabian Witzler in der Halbzeit. Djemail kam dann auch in der 54. Es stand 0:3. Weitere elf Minuten später war das Spiel bei einem Stand von 0:6 verhältnismäßig hoffnungslos. Während die Zweite genau das tat, was ihr Trainer in der Halbzeit von ihr verlangte (s. Spielbericht der Zweiten), tat die Elf hier genau das Gegenteil. Mit einer solchen Gegentorausbeute kann man nicht einmal beim HSV mithalten... Dass Djemail tatsächlich Schwung in die Partie brachte, war nur noch aus Ergebniskosmetiksicht von Belang. Aber auch typisch für den VfL in dieser Saison: Nach der leider obligatorisch gewordenen Grusel-Viertelstunde fing sich die Mannschaft wieder und beendete das Spiel mit Anstand und ohne weiteres Gegentor.
Von Anfang an merkte man dem Spiel an, dass der Hockeykunstrasen am wunderschönen Eisenhammer viele Probleme nach dem heftigen Regen barg. Erstaunlich aber, dass wir, die wir zwei- bis dreimal in der Woche darauf trainieren, genauso viele Schwierigkeiten mit dem Geläuf hatten wie der Gast, der ganz anderen Kunstrasen gewohnt ist. So war es ein zähes Spiel, das Gefahr insbesondere durch Fehler (vor allem Fehlpässe im Aufbauspiel) und Fernschüsse versprühte. Mit dem Offensivspiel konnte keiner der Trainer richtig zufrieden sein, auch wenn unser Anspruch in dieser Hinsicht rein aus tabellarischer Sicht weit hinter denen des SuS-Trainerstabes liegt. Defensiv machten es beide Mannschaften besser und so bekam man den Eindruck, ein 0:0 könnte man sich vielleicht aus VfL-Sicht „ermauern“. Der ein oder andere träumte auch von „dem einen Konter“, der das 1:0 brachte und das man nur noch mit Mann und Maus verteidigen musste.
32 Minuten waren gespielt, Chancen auf beiden Seiten immer noch Mangelware. Beide Torhüter wenig geprüft, aber wenn, dann solide. Der neben Dustin beste Mann in den Kupferdreher Reihen ließ sich dann zu einem ungestümen Foul hinreißen: Lars stellt den Gegner an deren linker Angriffsseite, knapp 13 Meter von der Grundlinie entfernt, ganz gut, entscheidet sich dann aber doch für die etwas riskantere Methode des Zweikampfes und wird mit der Freistoßentscheidung des sehr guten Schiedsrichters bestraft. „Recht ungefährliche Situation“ denken alle – außer André. „Blöde Fouls führen zu blöden Gegentoren“ sind seine Worte im O-Ton (Ich habe sie mir sofort aufgeschrieben, Zitate von Fußballphilosoph Wölting sollte man nie unbeachtet lassen). Wie sehr doch ein Kommentar den Blick auf die Sachen verändern kann: Mit Stirnrunzel beobachtet die ganze Bank nun sorgenvoll den Freistoß. Er wird hereingegeben – und ein Kupferdreher kann klären. Doch nicht, danebengetreten. Weitere Spieler aus beiden Lagern verpassen, bis der Ball vor einem einschussbereiten Blauen liegt und das Unheil seinen Lauf nimmt. Mit der Hacke kommt er an den Ball, schaut ihm hinterher und dreht jubelnd ab. Schon wieder ein Standardgegentor.
Anschließend noch zwei Szenen, die Torgefahr versprachen: Rene spitzelt den Ball in der 36. Minute an seinem und an Tims Gegenspieler vorbei, woraufhin Tim auf Links frei durch ist. Auf Höhe des Sechzehners spielt er den Pass genau in den Lauf von Gaga, der nicht lange fackelt und abzieht. Leider verfehlt die Kugel ihr Ziel. Björn tankte sich nach einem gewonnenen Defensivzweikampf über die rechte Seite noch durch, der anschließende Schuss bringt nichts ein. So geht es mit 0:1 in die Pause. Was dann folgte, ist bereits bekannt. Die zweite Halbzeit zu schildern, wäre masochistisch, die Tore lassen sich beinahe komplett aus vorherigen Spielberichten rauskopieren und hier einsetzen. Von einem Angriff über rechts (47.) und einem Foulelfmeter (54.) über einen Fernschuss in den Winkel (62.) bis zu einem Kopfball, dem zu viel Platz nach der Flanke gewährt wird (65.) alles schon mal in dieser Saison gesehen. Wer mitgezählt hat, scrollt verwundert nach oben. Ja, das waren erst fünf Tore. Das letzte, das 0:4 in der 57. Minute setzt dieser verrückten Viertelstunde die Krone auf. Und es zeigt auch, dass der sonst so starke Thomas auch nicht der einzige fehlerfreie Spieler ist, wobei es aus Sicht eines ehemaligen Torwarts ein sehr undankbarer Ball ist und „Fehler“ ein sehr hartes Urteil wäre. Aber jetzt zur Situation: Der gegnerische Torwart klärt einen Ball. Kein Blauer fühlt sich als Abnehmer besonders angesprochen und so tickt der Ball, der bei jedem Aufspringen schneller wird, mehr oder weniger zielstrebig in Richtung Tor. Dass Thomas damit nicht rechnet, ist logisch und so bleibt ihm nur noch der vierte Griff ins Netz. Der Gäste-Schlussmann lässt sich gebührend feiern und die Resignation ist groß am Eisenhammer. Wenn man bedenkt, dass Kevins Schuss, der ins Tor gehen sollte, über den Zaun gesprungen ist und der Klärungsversuch im Tor landet, kann man gut und gerne mal das Wort „Pech“ in den Mund nehmen. Spielentscheidend war es selbstredend nicht, aber so etwas ärgert einen maßlos.
Dass wir nach den fünf Rückschlägen uns noch wacker aus der Affäre gezogen haben, ist umso beachtlicher. Noch einmal gebührt Dustin und Lars, dem Ex-SuSler, Respekt, dass sie so unerbittlich gekämpft haben, egal, was die Anzeigetafel vor dem geistigen Auge zeigte. Auch Gio bewies Kämpfergeist und war dem „Ehrentreffer“ zumindest relativ nahe. Obwohl Niederbonsfeld sicherlich die Hoffnung hatte, das Ergebnis zweistellig zu gestalten und nicht viele Gänge zurückschaltete, gelang es uns, ab Minute 65 gegentorfrei, was nicht nur an Katze Plohmann lag, zu bleiben. Das wirft unweigerlich die Frage auf, wie man sich vorher so zerstören konnte.
Also wieder das Standard-Ergebnis 0:6. Und das trotz 75 vernünftiger Minuten. Als Erkenntnis bleibt aber ganz klar, dass unser Teppich für uns heute mehr Fluch als Segen war. Vielen guten Ansätzen stehen darüber hinaus schwache Ausführungen entgegen. „Auf ein Neues“ heißt es nächste Woche in Leithe, vielleicht mal ohne Schwäche-Phase...
