VfL Kupferdreh 65/82

2:0

Yurdum Spor Essen


Lebens(ausrufe)zeichen vom Hammer (Homepage VfL Kupferdreh)

Lebens(ausrufe)zeichen vom Hammer

22.09.2016

VfL Kupferdreh I - Yurdum Spor I 2:0 (2:0), 7. Spieltag, 18.09.2016, 11:00 Uhr


Hammerjungs: Plohmann - Hainold, Renell (C), Marcow, Kohlmann - Hitpass - Ajoud, Barrotta,
Gajewski - Cuetinho (90.+1 Gonzalez), S. Strub (90.+3 Lampey) (Bank: Pfeifer)


Tore: 1:0 S. Strub (9.), 2:0 Kohlmann (35.)

90.+5: Yurdumspor drängt noch einmal in Nähe der Mittellinie Richtung VfL-Tor. Dustin mit einer blitzsauberen Grätsche ins Aus. Abpfiff. Feierabend. Und nichts als pure Erleichterung bei allem, was es irgendwie mit unseren Farben hält. Drei Punkte und zumindest mal für mindestens vier Stunden „über dem Strich“. Dann bog er sich, der Eisenhammer, wie es in der dritten Strophe unserer Vereinshymne heißt.

Heute stimmte fast alles gegen einen Gegner, der sich vor der Saison richtig kostspielig verstärkt hatte und den die meisten nicht mehr wie in der abgelaufenen Spielzeit als Abstiegskandidaten handelten. In einem wahnsinnig intensiven (aber nie wirklich unfairen) Spiel bewiesen die Hammerjungs (der Name war heute ganz besonders Programm) den besseren Kampfgeist und hatten auch das nötige Quäntchen Glück. In Halbzeit Eins hatten wir die besseren Chancen und standen hinten sicher, wenn die Angriffe nicht blitzschnell gespielt wurden. In Halbzeit Zwei herrschte vor allem der (faire) Kampf, den beide Mannschaften annahmen. Der letzte Grund, warum es an diesem Sonntag Morgen zu drei Punkten kam, war auch der letzte Mann in unserer Truppe, hat die Nummer Eins und hört ab heute auf den Namen „Katze“.

Die Partie brauchte nicht lange, um richtig Fahrt aufzunehmen. Gerade einmal fünf Minuten waren gespielt, als beide Mannschaften schon 1:0 hätten führen können. Steffans vergebener Chance nach unserem Freistoß stand ein Pfostenschuss der Gäste in Blau gegenüber. Das Tempo, die Menge an Torraumszenen und der Wille, jeden Zweikampf anzunehmen, waren derart hoch, dass man nicht davon ausgehen konnte, dass es bis zum Ende so weiter gehen konnte. Doch Gäste und Gastgeber bewiesen das Gegenteil. So beispielsweise in Minute Neun: Gio nimmt es mit drei bis vier gegnerischen Verteidigern auf, lässt jeden davon stehen und fasst sich aus knapp 13 Metern ein Herz. Der Torwart kann noch abwehren, aber Steffan beweist seinen Torriecher und staubt aus vier Metern ab. Da war sie, die erste Führung der Saison! Und dann noch eine verdiente dazu! Der Hammer glühte schon einmal! Doch er sollte noch brennen...

In der Folge war es ein offener Schlagabtausch mit hohem Tempo. Es ist auch unseren Stürmern und offensiven Akteuren, die extrem viel mit nach hinten gemacht haben, zu verdanken, dass die Herren in Blau aus ihrer individuellen Klasse keinen Profit schlagen konnten. Kam dann doch etwas durch das Mittelfeld, glichen wir mit Stellungsspiel und Mannschaftsgeist die teilweise fehlende Geschwindigkeit der Gegner aus. Und mit einem Thomas der Extraklasse natürlich.

Doch nach 35 Minuten das alte Bild: Tor durch einen Standard am Eisenhammer. Überraschenderweise aber dieses Mal FÜR uns. Wahnsinn! Was war nur los in diesem Spiel‽ Einwurf von links, 17 Meter von der Grundlinie entfernt. Da Ole so groß ist, wäre ein Kopfball-Tor von ihm natürlich nichts Ungewöhnliches mehr. Man erinnere sich nur mal an das Rüttenscheid-Spiel in der Vorbereitung. Nein, in diesem Spiel braucht es etwas Besondereres des Defensivspezialisten: Als der Freistoß reingetreten wird, löst sich Ole, allerdings zu weit nach vorne, sodass er den Ball nur noch mit der Hacke (!) erreichen kann. In einem spektakulären Bogen senkt sich der Ball tatsächlich in die Maschen zum 2:0 für Weiß-Orange.
Die Männer aus Rellinghausen waren weiterhin durch schnelle, lange oder ruhende Bälle gefährlich, Kupferdreh prüfte mit Weitschüssen den Schlussmann.

Auch im zweiten Durchgang hielten wir mit beeindruckender Laufbereitschaft dem erwarteten Druck der Gäste stand. Insbesondere Steffan lief Lücken zu, attackierte den Torwart und half hinten. Zwar war es zeitweise schmeichelhaft, dass Yurdumspor noch zu keinem Treffer gekommen war, aber man merkte jedem der elf Hammerjungs an, dass man sein gesamtes Herzblut da hinein investierte, dass das nach Ablauf der neunzig Minuten, der Nachspielzeit und der einen Extra-Minute der Nachspielzeit gefälligst noch so blieb.
Auch offensiv hatten die Schützlinge des Trainergespanns Witzler-Pfeifer-Wölting noch etwas zu bieten und setzten mit Entlastungsangriffen vermehrt Nadelstiche. Oft behalf sich der Gast mit Fouls, die zwar hart waren, aber sicherlich nicht überhart. Dementsprechend reagierte der Schiedsrichter vollkommen nachvollziehbar, als er einen Spieler der Gäste, der kurz zuvor verwarnt wurde, trotz eines gelbwürdigen Fouls nicht des Feldes verwies. Generell hatte der Schiedsrichter sehr großen Anteil daran, dass das Spiel so viel Spaß machte und man Abstiegskampf wörtlich nehmen durfte. Lediglich die gelbe Karte wegen Lachens an Cuetinho war diskussionswürdig, wenn auch sicherlich nicht spielentscheidend.

Halbzeit Zwei glich in weiten Teilen einem Krimi, kaum jemanden hielt es über die gesamten 45 Minuten auf dem Sitz. Mit Blick auf das Phrasenschwein sei an dieser Stelle auf die Binsenweisheit „2:0 war schon immer ein trügerisches Ergebnis“ verzichtet. Auf beiden Seiten – wenn auch auf Gäste-Seite etwas häufiger – ließ der Ball das Aluminium des Öfteren erzittern und Herzen wahlweise höher schlagen oder aussetzen. Doch die Aktion, die man als Szene des Spiels betiteln könnte, fand circa fünf Minuten vor Schluss statt. Angriff Yurdumspor auf der rechten Angriffsseite. Der Flügelspieler kann nicht gestellt werden und bringt den Ball in die Mitte des Strafraums. Unerklärlicherweise (in Anbetracht des Vorsprunges) sind wir plötzlich in Unterzahl im eigenen Sechzehner. Lediglich Rene stellt den angespielten Stürmer, kann ihn aber nicht daran hindern, sich zu drehen. Dem Stürmer bleiben zwei Optionen: Mit links in Richtung Giebel zirkeln oder den freien Mitspieler durchstecken. Zwei mindestens 90-prozentige Torchancen. Trifft man den Ball so wie der Stürmer, ist sicherlich der Schuss die bessere Alternative. Denn der Ball wird perfekt getroffen und bahnt sich den Weg Richtung Anschlusstreffer. Dass Thomas hinterherspringt, bringt noch keine große Zuversicht in die VfL-Gesichter und man sieht den Ball schon drinnen. Doch wie unser Keeper dann mit der linken Hand übergreift und die Kirsche aus dem Knick kratzt, ist sagenhaft bis unglaublich. Die Parade wird bejubelt wie ein Tor und der Glaube an den Sieg ist mit Händen zu greifen. Anschließend traut sich der VfL noch nach vorne und hat Möglichkeiten zum 3:0, Yurdumspor scheitert aber ebenso in den Bemühungen zum 2:1. Mit zwei frischen Kräften, die nahtlos an ihre Vorgänger anknüpfen, ist nach oben genannter Grätsche von Dustin, der kämpferisch einen eigenen Spielbericht verdient hätte, der Jubel riesig.

Zu Null, insbesondere kein Standardgegentor, das Spiel mit elf eigenen Spielern und ohne gegnerischen Elfmeter beendet. Klasse Spiel. Beziehungsweise Hammerspiel.