Ich habe seit dem Wochenende still mitgelesen und kann einigen Leuten zustimmen. Vor allem Jenen, die nicht monokausal die alleinige Schuld beim Trainer und/oder Sportlichen Leiter suchen (Der Doc ist ja immer in der Verlosung, gerade gegen westfälische Mannschaften...).
Für mich ist klar: Es muss etwas passieren. - Als Außenstehender fällt es mir schwer, richtige Rückschlüsse aus der Situation zu ziehen. Dennoch will ich die Gründe für meine Forderung nach "Handlung" nennen:
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Die Mannschaft. Immer wieder zieht sich diese Unkonzentriertheit ein, dieses Auseinanderfallen, diese mannschaftliche Durchlässigkeit. Ich denke, man kann Kompaktheit, Defensivverhalten etc. trainieren, aber umsetzen müssen es immer die Spieler. - Jedenfalls hat das nichts mehr mit Pech oder Fußballgott oder sonst wem zu tun. So, wie die Mannschaft augenblicklich verfasst ist, glaube ich nicht an einen erfolgreichen Abstiegskampf. Dazu fehlt dem Team Geschlossenheit, die zu sichtbarer Entschlossenheit führen müsste.
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Der Trainer. Keiner, außer ewige Trainerhasser, bezweifelt selbst hier die Fachlichkeit von JS. Ich gebe für meinen Teil dazu, dass ich seine Kommunikation mittlerweile als nervend einstufe. Keinem Trainer ist es verboten, in der Post-PK eine sachliche Analyse zu liefern, warum ein Spiel nicht gewonnen werden konnte. Nach 17 Spieltagen immer noch von Pech zu labern, ist unterirdisch. Ich kreide JS allerdings auch an, dass er - abseits von allem Hafenstraßen-Fußball - es nicht geschafft hat, eine Heim-Dominanz aufzubauen. Ein Verhalten der Mannschaft einzuimpfen, dass sie zu Hause vor x-tausend Zuschauern spielt und das Publikum es spüren will, dass man, egal ob Real oder Rödinghausen, gewinnen will.
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Der Sportliche Leiter. Ich reite den "90m -Gate" nicht weiter tot, obwohl er für mich immer noch nicht geklärt ist. Aber ich wünsche AW, dass er diesen schalen Eindruck durch Transfers jetzt im Winter und vielleicht auch im Sommer wettmachen kann. Wenn es denn junge Spieler sein sollen, dann isses eben so, aber dann muss im Verein psychologisch gearbeitet werden, wenn das Publikum wieder mal anfängt, kritisch zu werden. Im Verein mit der Mannschaft, aber auch nach außen zu den Fans.
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Der Vorstand und AR. Irgendwie ist spätestens seit der Verpflichtung von Dr. UH etwas verloren gegangen im Verhältnis Verein zu Fans und Mitgliedern. Die aktuellen Fantalks sind ok, sind nett und ein Anfang, aber sie ersetzen nicht das Vertrauensverhältnis, dass einmal bestand als der Doc W hier anfing. Ich kann nicht einschätzen, inwieweit beim Doc ein Abnutzungsprozess einsetzt, der ihm zunehmend den Spaß nimmt, immer wieder Rückschläge und Stagnation zu erklären, wenn auf dem Rasen außerhalb seiner Verantwortlichkeit größtenteils Dreck abgeliefert wird. Dass man den AR in der Öffentlichkeit kaum wahrnimmt, kann ein Zeichen von Professionalität sein. Auf der anderen Seite rechtfertigt selbst ein millionenschwerer Verein (!!!)nicht, eine derart prominente Zusammensetzung. Wir sind keine AG oder KGaA, die alles noch komplizieren würde. Aber von Kärrnerarbeit, die den Verein finanziell, ideell und sozial weiter nach vorne bringt, kann ich da auch nichts erkennen. Zusammengefasst: Für ne reine Binnenwirkung zu groß, zu schwer, für ne erkennbare Außenwirkung zu schwach, zu unkennntlich.
Das Publikum: Aaah, endlich: Publikumsbeschimpfung! Na ja, das hat sich das Hafenstraßen-Publikum redlich verdient. Es ist nicht mehr so wie früher an der Hafenstraße. Das hat nichts mit dem GMS-Abriss zu tun. Das ehemals beste Publikum der Welt (denkt an Rolf Töpperwien´s "außer im Maracana oder Azteken-Stadion"

ist heute zu einer zahnlosen, selbstverliebten, verhätschelt-weichen, uninspirierten und humorlosen Meute verkommen. Diese ganze "Kabinenstürmerei", diese Nikoläuse, dieses ewige "Wir haben die Schnauze voll", das alles ist noch zum Kotxxx. Wenn nach dem ersten Fehlpass gepfiffen wird, statt das Team anzufeuern, weil es Unterstützung von den Rängen braucht, wenn nur noch Hass und Galle von den Rängen auf den Rasen spült, dann kann ich zwar der Vergangenheit nachtrauern, seh aber auch keine Zukunft mehr. Das Publikum scheint nicht mehr zu verstehen, dass man eine Manschaft nicht per Fernbedienung wegzappen kann, oder mit erträumten Geld mal eben Millionen in den Verein pumpt. Nein, das Publikum braucht wieder Realitätssinn und Humor, damit man auch diese Scheiß-Zeit überwinden kann.
Alles in allem sehe ich die Lage schwieriger als vor Wochen: An allen Fronten (s.o.) schält sich ein Kernproblem heraus, dass alle Protagonisten betrifft. Der gesamte Verein hat ein arges Kommunikationsproblem, in- und untereinander, nach innen und außen, als also ein
allumfassendes Kommunikationsproblem. Ob das "Hafenstraßen-Fußball", "90m", "verunglückte Post-PKs", Mannscchaftsbeschimpfungen, Schweigen des VS und AR, hysterische Berichterstattung und kesseltreibendes Forum ist.
Vielleicht tut die Winterpause ja mal gut. Man kann durchatmen, "Paroli laufen lassen", Kerzen anzünden und sich irgendwie ablenken, um dann mit neuer Kraft und neuer Geschlossenheit gemeinsam aus dem Tal der Tränen aufzusteigen.