Einen Trainer gegen seine Überzeugung zu halten, macht ganz grundsätzlich betrachtet keinen Sinn.
Herr Watzke sollte sich in seinen Äusserungen zu TT etwas mehr Zurückhaltung auferlegen. TT hat bisher - im Gegensatz zu AW und den medialen Mutmaßungen - bisher mit keiner einzigen Äusserung seine Absicht kundgetan, den BVB zum Sommer verlassen zu wollen.
Es ist bisher nur Herrn Watzke vorbehalten sich zu diesem Thema - welches lediglich von den Medien am Kochen gehalten wird und von Herrn Watzke gerne zum Anlass genommen wird, sich in jedes Milkrofon zu ergießen. Damit tut er sich und noch weniger dem Verein einen Gefallen, weil es unnötig für Diskussion sorgt und ohne Not und greifbare Tatsachen auch zunehmend die Autorität des TT gewaltig untergräbt.
Alles sorgt nämlich dafür, dass diese Interviews, die Watzke in den letzten Wochen gegeben hat, zu wenig an Vertrauen in TT darstellen.
Gespräche, in denen der BVB-Boss nur mühsam verklausuliert seinem Trainer das Misstrauen aussprach. Gespräche, nach denen die Bild - auch jetzt wieder - unwidersprochen spekulieren durfte, dass auch ein Aus für Tuchel nach dieser Saison, trotz Vertrags bis 2018, kein Tabu mehr sei.
All diese Interviews müssten Watzke eigentlich von der Klubführung um Präsident Reinhard Rauball links und rechts um die Ohren gehauen werden. Denn sie bedeuten einen eklatanten Verstoß gegen alle Prinzipien, die die Borussia im letzten Jahrzehnt so erfolgreich gemacht haben. Der BVB-Geschäftsführer hat sie selbst immer wieder mit stolzgeschwellter Brust benannt: Vertrauen und Kontinuität. Vertrauen meint, dass Konflikte in Dortmund intern geklärt und Entscheidungen in den Führungsgremien gemeinsam getroffen werden. Kontinuität wiederum bedeutet, dass bei der Borussia langfristig geplant und gedacht wird, abseits der kurzatmigen Hektik des Tagesgeschäfts.
Und was macht nun Watzke? Kommuniziert neuerdings via Zeitungskiosk mit Mannschaft und Trainer. "Ich erwarte von allen Beteiligten, dass wir uns direkt für die Champions League qualifizieren" forderte er schon mehrmals im Krawallblatt "Bild", zuvor hatte er bereits nonchalant verkündet, dass man erst abwarten müsse, wie diese Saison für den BVB so verläuft. "Anschließend werden wir das Gefühl entwickeln, ob das für beide Seiten auch über die drei Jahre hinaus Sinn ergibt." Deutlicher kann man als Vorgesetzter seine Zweifel an Strategie und Methoden seines Trainers kaum formulieren, ohne dem Coach sofort die Demission nahezulegen. Denn klar ist: Nur eine vorzeitige Vertragsverlängerung über 2018 hinaus und das damit signalisierte Vertrauen der Geschäftsführung, würde Tuchel mit jener Autorität ausstatten, die er für seine Arbeit benötigt. Die Vorstellung, dass der Coach in die kommende Saison startet, mit dem Wissen, das danach Schluss für ihn ist, spottet Tuchels Ambitionen und karikiert Dortmunds Klubphilosophie.