Gievenbeck/Gütersloh (jed). Der FC Gütersloh hat auch die letzte Auswärtshürde der Saison mit Bravour genommen. Beim Tabellenfünften 1. FC Gievenbeck gewannen die Mannen um Trainer Holger Wortmann am Pfingstmontag mit 2 - 1 (1 - 1). Temel Hop (45.) und Patrick Plucinski (61.) drehten mit ihren Treffern den frühen Rückstand (5.) in eine Führung um. Gleichzeitig brachte der FCG aus Ostwestfalen dem FCG aus Münster auch die erste Niederlage nach zehn Spielen bei. Die Gütersloher belohnten sich mit dem elften Sieg aus 16 Rückrundenspielen für einen sehr couragierten, leidenschaftlichen Auftritt; gleichzeitig bestraften sie aber auch den Tabellenfünften für dessen Mauerfussball. Bis auf die Anfangsphase und ein paar gelegentliche Aktionen nach dem Rückstand beschränkten sich die Gastgeber primär nur auf's Zerstören und die Sicherung des eigenen Tores. Mit dem Erfolg ist den Wortmännern der 3. Platz in der Tabelle nicht mehr zu nehmen.
FCG-Trainer Holger Wortmann war nach der Partie nicht nur stolz wie Bolle, dass seine Jungs dem 1. FC Gievenbeck die erste Niederlage seit dem 11.03.12 (1 - 5 gegen Hamm) beigebracht hatten, er zollte seinen Spieler für deren Auftritt auch unheimlichen Respekt: “Ich bin unglaublich stolz auf diese Mannschaft. Das ist eine ganz tolle Truppe. Obwohl wir unsere Saisonziele erreicht haben, haben die Jungs 90 Minuten lang Gas gegeben und ganz viel Herz und Leidenschaft gezeigt. Auch nach 10 - 15 Minuten hatte ich nie das Gefühl, dass wir hier verlieren könnten. Nach dem frühen Rückstand sind wir nicht hektisch geworden, sondern haben ruhig und geduldig gespielt. Dafür sind wir am Ende belohnt worden. Zur Spielweise des Gegners sage ich gar nichts, sonst rege ich mich auf. Das hatte für mich wenig mit Fussball zu tun. Alleine in der ersten Halbzeit hatten wir gefühlte 90 Prozent Ballbesitz".
Seine Spieler sagten dafür um so mehr. Wie so viel andere fragte sich Alex Schiller nach den Partie: "Was will Gievenbeck mit so einem destruktiven Fussball in der neuen Oberliga ?".
Auch Kapitän Tim Brinkmann ging die defensive, destruktive Spielweise des Tabellenfünften mächtig auf den Geist: “Die Gievenbecker Spielweise hat uns zusätzlich motiviert. Es kann nicht sein, dass eine Truppe gegen uns besteht, deren Spiel zu 80 Prozent aus Defensive besteht".
Bis die Wortmänner den verdienten Lohn für mehr Spielanteile, durchdachtere Offensivaktionen und deutlich mehr Torchancen einfahren konnten, mussten sie ein gewaltiges Stück Arbeit leisten. Gegen Hamm waren die Ball-Rastellis aus dem Heidewald-Stadion nach Angabe ihrer Trainers noch "heiß wie Frittenfett", neun Tage später in Gievembeck waren alle wieder auf normaler Betriebstemperatur. Vielleicht konnten die Wortmänner auch deshalb nicht an die spielerische Glanzleistung des Hamm-Spiels anknüpfen. Anders als zuletzt hielt auch der Gegner von Beginn an kräftig dagegen, versuchte dem Tabellendritten mit kompaktem, körperbetontem Spiel, gnadenlos defensiver Raumaufteilung und schnellen Kontern und die Lust auf's Spielen zu nehmen. Den ersten und einzigen gefährlichen Angriff in der ersten Halbzeit beendete Gievenbecks Sturmspitze Philipp Daldrup mit einem schnellen Konter zum 1 - 0 (5.). Mit der Führung im Rücken, igelten sich die Gastgeber auf Geheiß ihres Trainers Maik Weßels noch mehr hinten ein. Bei sommerlichen 30 Grad entwickelte sich fortan eine Partie, die mehr an Rasenschach als an Fußball erinnerte. In der Zone zwischen Anstoßkreis und 16-Meterraum tummelten sich meistens 18, 19 Spieler. Anders als noch beim Heim 0 - 0 gegen die "Mauerfreunde Vreden" spielte der FCG ruhig und geduldig weiter, versuchte es immer wieder mit schnellem Spiel über die Außen. Vorallem aber kämpfte er sich von Minute von Minute mehr in die Partie hinein.
Genau das hatte der Trainer vor der Partie gefordert: “Nur mit spielerischen Mitteln kann man hier nicht bestehen. Wir haben vor der Partie gesagt, dass wir uns herein beissen, herein arbeiten wollen. Das haben wir getan". Trotzdem dauerte es bis zur 12. Minute, ehe die Offensivabteilung in Form von Temel Hop das erste Lebenszeichen von sich gab. Nach Pass von Alex Schiller scheiterte der Angreifer allerdings am Gievenbecker Torwart. Temel Hop hätte mit einem Freistoss aus 16 Metern (17.) und mit zwei Kopfbällen (35., 38.) schon für den Ausgleich sorgen können, dazu traf Steven Degelmann nur die Querlatte (43.). Die schönsten Kombination des ersten Abschnitts beendete Temel Hop im Nachschuss zum psychologisch wichtigen Zeitpunkt (45.) mit dem überfälligen Ausgleich.
Am "Rasenschach" änderte sich auch nach der Pause nichts. Fast wären die giftige Gastgeber sogar wieder in Führung gegangen. Nach einem Freistoss-Trick rettete Steven Degelmann eine Schuss von Christian Keil für den schon geschlagenen Sebastian Tiszai auf der Torlinie (53.). Wie man Standardsituationen effektiv nutzt, zeigte sich auf der anderen Seite. Einen Eckball von Pascal Röber von der linken Seite donnerte Patrick Plucinski aus acht Metern per Kopf ins Netz (61.). Temel Hop (62.), Alex Schiller (65.) hätten danach schon alles klar machen müssen. Bei der größten Chance von Alex Schiller (62.) hatte der Gütersloher Anhang bereits den Torschrei auf den Lippen. Weil der wie ein Duracell-Männchen agierende Dauerrenner aber drei Meter vorm Tor auf Matthäus Wieckowicz quer legen wollte, statt selbst zu schießen, blieb es beim 1 - 2.
Die letzte große Chance zum 1 - 3 vergab der eingewechselte Marc Birkenkake kurz vor Schluss (87.). Nach Pass von Temel Hop zirkelte "Birke" den Ball aus drei Metern mit dem Außenriss am langen Pfosten vorbei.
Kommenden Sonntag empfängt der FC Gütersloh zum letzten Saisonspiel den SV Spexard im Heidewaldstadion.
