Verbandsliga 1

Zum Rückrundenauftakt rappelte es gewaltig. Um es genau zu sagen: Es gab die höchste Niederlage seit dem 1. Spieltag, wie zu Saisonbeginn war es ein Team aus der Kreisliga C in Gelsenkirchen. Aber nicht nur in den Kreisligen fielen die Tore wie reife Früchte von den Bäumen. Auch ein Bezirksliga-Schlussmann, bei dem es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen konnte, mischte sich unter die Topplatzierten.

Hindernisse sind für Autofahrer grundsätzlich ein Ärgernis. Aber die Verkehrs-Engpässe gibt es nicht nuf auf Asphalt, sondern auch im Fußball-Bereich. "Wir haben viele Baustellen zu bearbeiten", sagt Wolfgang Erdbrügge, Sportlicher Leiter des FC 96 Recklinghausen und ergänzt: "Deswegen wäre es gut, wenn wir uns bis zum Jahreswechsel irgendwie durchhangeln und vielleicht den einen oder anderen Zähler dazupacken könnten."

Wenn am Sonntag der FC 96 Recklinghausen dem Nachbarn aus Hüls Schützenhilfe gegen den Tabellenführer Paderborn II leistet, knallen beim VfB die Sektkorken. "Das wäre fantastisch", schnalzt Hüls-Coach Klaus Täuber mit der Zunge. Denn sollte auch noch Hiltrup gegen Neuenkirchen patzen und seine Elf das Derby gegen Rhynern gewinnen, wären die Marler wieder Spitzenreiter.

Nur einen Punkt hinter Spitzenreiter Paderborn II befindet sich der VfB Hüls in Lauerstellung. Die Badeweiher-Kicker haben dabei sogar noch eine Trumpfkarte in der Hinterhand, denn bei Borussia Emsdetten steht noch ein Nachholspiel aus, so dass man aus eigener Kraft Winter-Meister werden kann. Klaus Täuber, Trainer der Hülser, ist allerdings gar nicht so heiß auf Platz eins zum Jahreswechsel.

Alles Wettbewerbsverzerrung? In jeder Saison melden sich zahlreiche Mannschaften vor oder während der Saison vom Spielbetrieb ab. Wenn eine Liga mit 15 Vereinen startet, bedeutet dies nicht immer, dass sie auch mit 15 Vereinen zu Ende geht. Es zeigt sich: Das Problem ist vielschichtig und keineswegs von einer bestimmten Ligazugehörigkeit abhängig.

"Wenn wir uns so blöd anstellen, brauchen wir uns nicht zu wundern", schimpfte Rhynerns Sportlicher Leiter Andreas Kersting nach der 1:2 (0:0)-Niederlage am gestrigen Samstag im Nachholspiel gegen Borussia Emsdetten. In der ersten Halbzeit entwickelte sich kein gutes Match. "Der Boden war einfach zu tief, spielerisch ging nicht wirklich viel", sah Kersting keine Mannschaft im Vorteil.

Nachdem der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen vor zwei Jahren die Anstoßzeiten für Spiele der ersten Mannschaften im Amateurbereich auf 14.15 Uhr festlegte, kommt es zur kommenden Spielzeit erneut zu Terminänderungen. Ab der Saison 2008/2009 werden die Spiele in der Winterzeit um 14.30 Uhr angepfiffen, um so den gegebenen Sportplatzkapazitäten gerecht zu werden.

Bei Rot-Weiß Maaslingen ist es zurzeit wie verhext: Das Schlusslicht der Verbandsliga liefert durchaus ordentliche Leistungen ab, bekommt Lob, aber keine Punkte. "Vor dem Nachholspiel gegen Paderborn habe ich ein gutes Gefühl. Der SC war in den letzten Partien nicht so stark, hat zuhause gegen Rhynern verloren. Ich hoffe, dass wir endlich Mal zum Lob auch Punkte bekommen", sagt Henri Dethardt.

Sieg oder Spielabbruch – dieses martialische Motto der Hooliganszene wird an nahezu jedem Wochenende in den Kreisligen Realität. Die jüngsten Tatorte finden sich in Oberhausen und Duisburg, wo sogar die Polizei einschreiten musste. Wenn nicht äußere Einflüsse wie Dunkelheit oder Gewitter für einen Abbruch sorgen, ähneln sich zumeist die Bilder:

Die Fahrt nach Maaslingen ist für die Revier-Vereine Hüls, Recklinghausen und Rhynern eine Weltreise. Der Neuling spielt auf seiner schmucken Anlage kurz vor der Landesgrenze zu Niedersachsen. "Im Ruhrgebiet oder im Bielefelder Raum gibt es eine dichte Ansammlung von Amateur-Vereinen. Bei uns ist weit und breit nichts Höherklassiges drumherum, deswegen fällt es auch so schwer, eventuelle Verstärkungen zu bekommen", weist Henri Dethardt auf den Standort-Nachteil hin.

Dr. Reinhard Rauball, Präsident von Borussia Dortmund und als Vize-Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL) laut eigener Aussage "der dritthöchste Funktionär im deutschen Fußball", begab sich an die Basis. Im Saal der ehrwürdigen Dortmunder Actien-Brauerei nahm der 60-Jährige die Auslosung für die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft vor. Am Rande der Veranstaltung verriet der Jurist RevierSport online seine Gedanken zum Verhältnis zwischen Amateur- und Profifußball.

Die Hinserie in den Amateurligen liegt hinter uns, es ist an der Zeit eine kleine Bilanz zu ziehen. 75 Plätze vergaben wir in 15 Wochen in der Top 5 an bemitleidenswerte Torhüter. Das Highlight der Runde gab es bereits am ersten Spieltag: 0:29 verlor Westfalia Schalke II gegen Etus Gelsenkirchen II. Eine weitere beeindruckende Zahl ergibt die Addition aller 75 mit Mitleid bedachten Schlussmänner: Ganze 962 Mal klingelte es im Kasten. Und auch an diesem Wochenende war wieder einiges los im Revier...