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U19: Leistungszentren
"Am Anfang war es schmerzhaft"

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Die Rundumversorgung, die mit dem Einzug des Vereins in den Borussia-Park 2004 begann, ist das Ergebnis schlechter Erfahrungen. Zweieinhalb Jahre lang bewohnten die Jugendspieler ein Haus, in dem sie abends sich selbst überlassen waren. „Das war nicht optimal, daher haben wir es schnell wieder abgeschafft“, sagt Mathia.

Nun hat man einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz, wenn es um die größten Talente geht. Die Zimmer der Nachwuchs-Kicker sind zwar spärlich eingerichtet: Ein Bett, ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch, dazu ein Fernseher, der gegenüber den neuen flachen Modellen klobig daherkommt. Aber der Ausblick ist für viele eine Verheißung: Sie sehen auf das Trainingsgelände der Profis.

52,4 Prozent aller Bundesligaspieler stammen aus den Nachwuchseinrichtungen
mehr als 5.400 Spieler sind in 282 Mannschaften der Leistungszentren aktiv
19 der 22 A-Nationalspieler wurden in Leistungszentren ausgebildet

Mit diesem Ausblick warb man vor der Saison den 15-jährigen Nico Brandenburger von Hertha BSC Berlin und den 17-jährigen Moritz Göttel vom VfL Wolfsburg ab. „Die Jungs sind zu uns gekommen, weil sie beeindruckt waren“, berichtet Mathia.
Andreas Rettig sind solche Äußerungen ein Dorn im Auge. Der Vorsitzende der DFL-Kommission Leistungszentren spricht von „Exzessen“, die es abzuschaffen gelte: „Diese Auswüchse schaden dem Fußball insgesamt. Das sind doch noch Kinder.“ Tatsächlich gab es schon einmal eine Selbstverpflichtung der Vereine, keine Talente aus anderen Leistungszentren abzuwerben. „Die Vereinbarung war mit Blut unterschrieben“, sagt Rettig mit einem Lächeln.

Doch das Bündnis war nur von kurzer Dauer. 2007 kündigten es die Klubs wieder auf. Rettig erläutert die Hauptargumentation der Verantwortlichen: „Wir beschränken uns, und die Franzosen und Engländer holen uns die Talente weg – das war eine weit verbreitete Meinung.“ Das Rad ließe sich nicht mehr zurückdrehen, befürchtet Rettig. Aber eines fordert er doch: „Bis zu einem gewissen Alter muss es eine Grenze geben. Wir arbeiten an diesem Thema, aber es geht nur im Konsens.“

Bei allem Unmut über die Tatsache, dass Spieler schon in jungen Jahren zu Transferobjekten werden, eines kann Rettig nicht leugnen: „Wenn ein Spieler aus einem Leistungszentrum mit einem Stern zu einem mit dreien geht, ist das wie der Wechsel von einer Hauptschule zum Gymnasium.“

Demnach trainiert in Mönchengladbach die Elite, auch wenn man das nicht am Tabellenstand der Profis ablesen kann. Immer wieder schaffen junge Akteure den Sprung nach oben, und dennoch taumelt die Borussia der Zweitklassigkeit entgegen. In einem Punkt ist sich Mathia aber ganz sicher: „Wenn wir absteigen sollten, wird in der Jugendförderung nichts gekürzt.“

Eine Einsicht, die Rettig auch bei anderen Klubs erkennt: „100.000 Euro in der Jugendabteilung zu sparen, hat einen größeren Einfluss als der Verzicht auf die Kaderspieler 25 und 26.“

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Kurz Notiert / Amateurfußballnews

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