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Eine Bande, keine Schande?
Stadt Bochum weist Wattenscheid in die Schranken
Auf der Startseite der Internetpräsenz der SG Wattenscheid 09 ist die Grafik, die zum „Acapulco Saunaclub“ verlinkt, fast zu übersehen. Wer jedoch ein Heimspiel der Sportgemeinschaft besucht und gegen eine kleine Spende für die Jugendabteilung den „09er“, das neue Hochglanz-Stadionheft des Traditionsklubs, erwirbt, dem wird beim Durchblättern eine halbseitige Anzeige auffallen, die zumindest erahnen lässt, worum es im „Acapulco“ in erster Linie geht: Sex.
Der Saunaclub mit Sitz in Velbert hatte eigentlich eine Bandenwerbung im Lohrheidestadion gebucht. Kaum war sie angebracht, musste sie aber auch schon wieder entfernt werden, denn die Stadt Bochum hatte etwas dagegen. Ausschlaggebend war der Punkt 6 im „Merkblatt für Werbung in städtischen Einrichtungen“: „Grundsätzlich untersagt ist Werbung für Alkohol (außer Bier), Tabakwaren, pornografische Artikel und sonstige jugendgefährdende Artikel.“
Kritiker des Engagements führen das Argument ins Feld, dass schließlich auch Kinder und Jugendliche im Lohrheidestadion Sport treiben, zum Beispiel bei den Leichtathleten vom TV Wattenscheid 01. „Insofern kann ich den Einwand der Stadt schon nachvollziehen“, sagt Stefan Beermann aus der Marketingabteilung der SGW.
Marco Ostermann hingegen kann das Einschreiten von Amts wegen nicht ganz verstehen. „Wären auf der Bande eindeutige Abbildungen wie nackte Frauenkörper zu sehen gewesen, hätte ich die Entscheidung sofort eingesehen“, erklärt Ostermann – da aber nur ein neutraler Schriftzug dort zu lesen war, sieht der Teammanager des Vereins die Sache etwas anders als das Sport- und Bäderamt.
Nicht zuletzt dürfe man nicht vergessen, dass es sich beim angesprochenen Metier um das vielzitierte „älteste Gewerbe der Welt“ handeln würde. Wer leugnet, dass es das auch vor der eigenen Tür gibt, verschließt nur die Augen vor der Realität, erst recht im 21. Jahrhundert, findet Ostermann: „Wer die Seite drei in der Bild-Zeitung aufschlägt, der findet dort Inserate, die wesentlich anstößiger sind. Deshalb ist für mich nicht nachvollziehbar, uns soetwas zu verbieten. Wir kleineren Vereine sind dankbar für jeden Werbekunden und die Sexbranche ist einer der wenigen Bereiche, die expandieren und Geld verdient. Das sind neue Märkte, die für uns als Verein durchaus interessant sind.“
Und auf der Seite 5 gibt es abschließend ein Pro und Contra zum Thema.



















