Man könnte in diesen Tagen fast Angst bekommen, dass die SG Wattenscheid 09 implodiert und der ehemalige Bundesligist vor dem großen Kollaps steht. „Es ist nunmal, wie es ist. Die Situation ist schwierig“, erklärt Christoph Jacob mit Blick auf die finanzielle Lage. Am Mittwochabend traf sich der 1. Vorsitzende mit dem Mannschaftsrat, um ihnen mitzuteilen, wie es ausschaut. „Ich hoffe, er konnte die Mannschaft beruhigen und ihr versprechen, dass es normal weitergeht. Zumindest muss die Lösung absehbar sein“, meinte Trainer André Pawlak, der selbst nicht an der Sitzung teilnahm. Hintergrund sind die ausstehenden Gehaltszahlungen an die Mannschaft. Vor ein paar Tagen sind zumindest die Dezember-Gehälter rausgegangen, der ein oder andere Spieler musste sich schon mächtig strecken, wie Pawlak berichtet. „Das sind zum einen die zwei, drei Spieler, die bei uns mehr oder weniger nur vom Fußball leben, aber auch die Studenten. Sie sind einfach darauf angewiesen, dass das Geld kommt, sonst müssen sie sich einen Nebenjob suchen.“
Jacob versicherte im Gespräch mit RevierSport, dass der Engpass allein dadurch entstanden sei, dass der Klub nunmal drei Monate kein oder kaum Geld bei Heimspielen eingenommen habe. „Das ist aber mehr oder weniger normal“, sagt Jacob, der die Schwierigkeiten nicht als existenzbedrohend bezeichnen möchte. „Ich gehe, davon aus, dass wir das Thema bald erledigt haben“, erklärt der Ex-Profi - ohne einen konkreten Termin zu nennen oder den Fehlbetrag genau zu beziffern.
„Sonst haben wir für den Rest der Saison kein anderes Thema mehr“
Die Nebengeräusche drohen die Mannschaft im Abstiegskampf natürlich aus der Spur zu bringen. „Ich hoffe, dass die Sache bald vom Tisch ist. Sonst haben wir für den Rest der Saison hier kein anderes Thema mehr. Jeder Spieler geht anders mit solch einer Situation um, es gibt auch Typen, die so etwas nicht so gut ausblenden können“, verrät Pawlak.
Die schlechte Leistung in Verl will der Coach damit aber nicht begründen. Seine Truppe sei charakterlich in der Frage einwandfrei, meinte Pawlak nach dem Verl-Spiel im Brustton der Überzeugung. Die Leistung in Ostwestfalen mag also vielleicht wie ein „Leistungsstreik“ ausgesehen haben, war aber keiner - und warum hätte die Mannschaft zuvor gegen Fortuna Köln dann so klasse auftreten sollen!?
Die Frage, ob das Unheil absehbar war, bleibt natürlich. „Wir sind vor der Saison natürlich davon ausgegangen, dass die Regional-Saison gesichert ist“, blickt Pawlak zurück und hätte es im Nachhinein wohl besser gefunden, die Problematik wäre schon im Winter offen angesprochen worden. „Dann hätte der ein oder andere Spieler sich vielleicht nach etwas anderem umschauen können. Auch jetzt sage ich: Wer mit der Situation nicht klarkommt, und sich zum Beispiel einen Nebenjob suchen muss, dem würde ich keine Steine in den Weg legen. Dann würden wir das hier trotzdem durchziehen und die Saison mit ein paar Spielern weniger zuende spielen.“
Pawlak war als Spieler selbst in einer ähnlichen Situation
Pawlak selbst hat das alles in seiner Zeit als Oberliga-Spieler am eigenen Leib auch schon mal mitgemacht. „Wir waren damals bei Post Recklinghausen in einer ähnlichen Situation. Da waren wir hinterher nur noch 14 Spieler. Aber die, die geblieben sind, haben richtig angepackt. Am Ende hätten wir es rein sportlich sogar noch geschafft.
Damit es an der Lohrheide nicht am Ende ebenfalls am Geld scheitert, sucht der Traditionsklub nicht nur fortlaufend nach kleinen, lokalen Sponsoren, sondern hofft auf Rettung durch Galatasaray Istanbul, die sich mit dem Viertligisten in Kooperations-Verhandlungen befinden. „Die Gespräche laufen weiter und sie laufen weiter über meine Person“, hält Jacob fest. Der Eindruck, dass die angestrebte Kooperation das alleinige Projekt seines Vorstandskollegen 'Mano' Oliveri sei, sei nicht richtig. „Ich habe seit viereinhalb Jahren die entsprechenden Kontakte. Allerdings hatte ich einfach keine Zeit, um nach Istanbul zu fliegen, so wie es Mano Oliveri jetzt getan hat.“
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