Doch nur, weil die Höhenberger so lange auf die große Bühne warten mussten, heißt das nicht, dass am 16. August elf Grünschnäbel auf dem Platz stehen. Ganze 5.415 Minuten Pokal-Erfahrung haben zwölf Viktorianer bereits gesammelt und werden zudem von einem waschechten Pokalsieger trainiert.
Claus-Dieter Wollitz durfte den goldenen Pott schon einmal in den Berliner Himmel recken. Nachdem er 1995 noch mit dem VfL Wolfsburg im Finale an Borussia Mönchengladbach scheiterte (0:3), holte „Pele“ ein Jahr später mit dem 1. FC Kaiserslautern den Cup. Die Roten Teufel besiegten den mit Stars wie Jens Nowotny, Thomas Häßler und Sean Dundee gespickten Karlsruher SC 1:0. Doch Wollitz besticht nicht nur durch Pokalsieger-Erfahrung, sondern auch, weil er schon einmal für Hertha BSC kickte. In der Saison 1993/1994 bestritt er 35 Zweitliga- und zwei Pokalpartien für die „alte Dame“. Wie so oft endete das Pokal-Abenteuer mit den Berlinern in der 2. Runde. Zuhause unterlag man dem Hamburger SV 3:5 nach Elfmeterschießen.
32 Mal spielte Wollitz in seiner aktiven Karriere im DFB Pokal und damit deutlich öfter als jeder seiner Schützlinge. Die „Pokal-Recken“ unter den Viktoria-Spielern sind Andreas Schäfer und Markus Brzenska. Schäfer erreichte fünfmal mit dem VfL Osnabrück, zweimal mit dem Karlsruher SC und einmal mit dem FC Ingolstadt die Hauptrunde, schaffte es jedoch nur einmal über die zweite Runde hinaus. 2006/2007 besiegte er mit Osnabrück Eintracht Braunschweig (3:1) in Runde 1 und setzte sich eine Runde später auch gegen Borussia Mönchengladbach durch (2:1). Im Achtelfinale mussten Schäfer und der VfL jedoch die Segel streichen – 0:3 gegen Hertha BSC.
Markus Brzenska darf sich sogar bereits Vize-Pokalsieger schimpfen. Er trug, auch mit einem wichtigen Tor in der 2. Runde gegen Eintracht Frankfurt, dazu bei, dass der BVB 2008 das Endspiel erreichte. Beim 1:2 nach Verlängerung im Finale gegen die Bayern stand der Innenverteidiger jedoch nicht im Kader. Zum Leistungsträger gehörte Brzenska beim Überraschungs-Halbfinaleinzug von Zweitligist Energie Cottbus 2010/2011. Zumindest bis zum Winter unter Trainer Pele Wollitz, verpasste der damals 26-Jährige von der 1. Runde bis zum knappen Aus gegen den MSV Duisburg (1:2) keine Spielminute und hatte großen Anteil an der Sensation.
Reiche stand bereits im Finale, Steegmann ballerte Hertha raus
Unter den Duisburgern, die gegen Cottbus mindestens ebenso sensationell als Zweitligist in das Pokalfinale einzogen, war auch Daniel Reiche. Als einziger aktiver Viktorianer durfte er bereits Endspiel-Luft schnuppern und im ausverkauften Olympiastadion um den Titel kämpfen. Doch dem übermächtigen FC Schalke 04 waren Reiche und seine „Zebras“ nicht gewachsen. 0:5 hieß es damals, die Silbermedaille wird beim Abwehrmann jedoch sicher in der Vitrine hängen.
Neben Brzenskas Tor für den BVB gibt es bei den Viktoria-Akteuren nur einen weiteren Treffer in der Statistik. Der ist jedoch kurios: Marcus Steegmann sorgte mit dem 2:0 in der 2. Runde 2010 dafür, dass sein TuS Koblenz Viktorias Erstrunden-Gegner Hertha BSC aus dem Cup kegelte. Im folgenden Achtelfinale gelang dem Stürmer außerdem ein Assist zur Führung gegen den 1. FC Kaiserslautern, am Ende unterlag der TuS aber 1:4. Zu den Hertha-Besiegern gehörte damals auch Lukas Nottbeck, der als Teamkollege von Steegmann in Koblenz spielte.
Als Außenseiter geht die Viktoria natürlich auch trotz mehr als 5.000 Minuten Pokalerfahrung in die Partie gegen Hertha BSC. Doch wenn Wollitz erklärt, wie es im Hauptstadt-Klub tickt, Steegmann und Nottbeck das Geheimrezept für's Berlin-Bezwingen verraten und Reiche und Brzenska noch genug Lust auf eine lange Underdog-Pokalreise haben, kann der kleine Funke Hoffnung zum Feuer werden.




Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.
Login via Facebook
Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung