Auch aktuell ranken sich wieder viele Gerüchte um die Essener, die demnach kurz vor dem finanziellen Kollaps stehen sollen. RS schlüsselt die Lage auf.
Als der neue Vorstand um Jürgen Wiese und Torsten Karbenk vor 91 Tagen das Ruder übernahm, drückte die Essener eine enorme, finanzielle Last. Weil aus der alten Saison noch unbeglichene Rechnungen auftauchten und zudem frisches Geld für die laufende Serie fehlt, müssen nach RS-Informationen rund 160.000 Euro aufgebracht werden, um das Überleben bis zum Saisonende zu sichern. Die Altlasten konnten mittlerweile zwar beglichen werden, trotzdem klafft immer noch eine fast sechsstellige Lücke, die geschlossen werden muss.
Dabei hatten die „Lackschuhe“ beim Chaos im Sommer, als erst die sportliche Führung und mit ihr dann auch acht Spieler den Uhlenkrug verließen, die Chance, eine neue, kostengünstigere Mannschaft aufzubauen. Doch anstatt zu sparen, sollen die Essener trotz klammer Kassen viel mehr Geld für das neue Team ausgegeben haben. Grund: Unter dem enormen Zeitdruck, eine neue Mannschaft innerhalb von 14 Tagen aus dem Boden stampfen zu müssen, wurden mehr Vertragsspieler geholt, als vorher da gewesen sind. Weil für Vertragsamateure Sozialversicherungsabgaben fällig werden, sollen die Ausgaben der Essener gestiegen sein.
RS liegen sowohl die Gehaltsliste unter der Leitung von Ex-Manager Matthias Herget, als auch die aktuelle Aufstellung vor. Demnach kostete der Kader vor dem Sommer-Theater 69.003,00 Euro brutto im Jahr, während die jetzige Mannschaft mit 106.192,44 Euro zu Buche schlägt. Das wäre eine Steigerung von 53,89 Prozent. In beiden Fällen sind die Prämienzahlungen, die sich im Erfolgsfall bis auf 43.290 Euro belaufen können, noch nicht mitgerechnet.
Wiese ist entsetzt, dass wieder einmal Interna an die Öffentlichkeit geraten sind. Der Funktionär wehrt sich aber vehement gegen diese Darstellung: „Die aktuelle Zahl stimmt, aber die Vergleichszahl ist absoluter Unsinn. Unsere jetzige Mannschaft ist sogar 15 Prozent günstiger als das alte Team.“ Dennoch verzeichnet er die genannten Summen als Erfolg, weil „die Jagd nach dem Maulwurf“ beendet sei: Schließlich sei nun diese falsche Summe herausgekommen.
Wie es auch sei, ändert es nichts an der Tatsache, dass der ETB wieder ums wirtschaftliche Überleben kämpft. Wie schwer der Kampf ist, zeigt die Bezahlung der Spieler. Konnten die ersten Gehälter noch überpünktlich bezahlt werden, weil nach Informationen eines Insiders die Aufsichtsräte aus ihren Privatschatullen gespendet haben, ist die aktuelle Zahlung nicht mehr am vereinbarten 20. eingegangen. Sie soll aber nun bis zum 31. Oktober erfolgen.
Die Einnahmen der Trikotverlosung sind ein „Reinerlös“
Doch es gibt weitere Gerüchte: Angesichts der finanziellen Schieflage sollen sich die Essener auch mit der Abschaffung der Damen-Abteilung ins eigene Bein geschossen haben. Weil die Damen abgemeldet wurden, haben auch die Mädchen dem ETB den Rücken gekehrt. Durch ausbleibende Mitgliedsbeiträge sowie fehlender Fördergelder beispielsweise für die Integration von ausländischen Mädchen soll ein Minus von 12.000 Euro entstanden sein. „Ich kann diese Zahl nicht bestätigen, halte sie aber für zu hoch“, schränkt Karbenk ein.
Fest steht aber, dass vor allem die ehrenamtliche Arbeit der Mädchenabteilung, die bei Heimspielen der Ersten fast alles gestemmt hat, fehlt – ein erheblicher Verlust.
Um diesen zu lindern, treiben Wiese und Co. die Sponsorenakquise voran, konnten bislang aber noch keinen Erfolg vorweisen. Lediglich die Verlosung der Trikotbrust für 18 Monate steht zu Buche. 50 Lose á 1.000 Euro sollen für eine kurzfristige Entlastung sorgen, allerdings sind bislang erst neun der möglichen 50 Mandate gezeichnet worden. Wiese räumt aber mit einer Behauptung auf, dass davon noch Provisionszahlungen an die Marketingfirma „contact“ geleistet werden müssen: „Oliver Bierhoff hat diese Aktion auch unterstützt. Wir müssen nichts abgeben, es ist ein Reinerlös.“
Wer ins Vereinsregister schaut, ist erstaunt, dass beim ETB noch der alte Vorstand um Thomas Ebeling, Heinz Hofer, Gerrit Kremer und Manfred Kuhmichel eingetragen ist. „Wir suchen noch einen dritten Mann“, berichtet Jürgen Wiese, der zusammen mit Torsten Karbenk den derzeitigen Vorstand stellt. Weil die Essener aber laut Satzung drei Mitglieder benötigen, konnte die Ummeldung noch nicht vorgenommen werden. Wiese: „Das ist aber kein Problem, weil es Übergangsfristen gibt. Wir sind trotzdem handlungsfähig.“
Den erhoffen sich die Verantwortlichen auch bei den laufenden Sponsorengesprächen. Weil die potenziellen Geldgeber bevor sie einsteigen aber beglaubigte Zahlen sehen wollen, macht der ETB einen Kassensturz. Auf Bitten der aktuellen Führung ist dafür sogar wieder Ex-Geschäftsführer Gerrit Kremer an Bord, der sich allerdings noch nicht endgültig durch den Zahlendschungel geforstet hat.
Karbenk fasst zusammen: „Der ETB ist ein Pulverfass, weil es viele Störenfriede gibt. Aber wir sind bereit, zu kämpfen.“ Bleibt nur die Frage, wie lange der Überlebenskampf dauert.
Einen Kommentar zur Situation lesen Sie auf der zweiten Seite




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